Die letzte Woche

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© Karl-Heinz Vanheiden 

Letzte Korrektur Februar 2007

Die Ereignisse umfassen den Zeitraum von Sonntag, den 2. April bis Sonnabend, den 8. April abends im Jahr 30 n.Chr.

In Betanien
Johannes 11,55-57; 12,1.9-11

Das jüdische Passafest kam näher und viele Menschen aus dem ganzen Land zogen nach Jerusalem, um sich dort den Reinigungszeremonien für das Fest zu unterziehen. Sie hielten Ausschau nach Jesus. Wenn sie im Tempel zusammenstanden, fragten sie einander: "Was meint ihr? Ob er wohl zum Fest kommen wird?" Die Hohen Priester und die Pharisäer hatten angeordnet, dass jeder es melden müsste, wenn ihm der Aufenthaltsort von Jesus bekannt wäre. Denn sie wollten ihn verhaften.

Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus wieder nach Betanien, wo Lazarus wohnte, den er vom Tod auferweckt hatte. Als es sich herumgesprochen hatte, dass Jesus in Betanien war, strömten die Leute in Scharen dorthin. Sie kamen nicht nur wegen Jesus, sondern auch, weil sie Lazarus sehen wollten, den Jesus vom Tod auferweckt hatte. Da beschlossen die Hohen Priester, auch Lazarus zu töten, weil seinetwegen so viele Juden hingingen und anfingen, an Jesus zu glauben.

Triumph mit Tränen
Matthäus 21,1-11; Markus 11,1-11; Lukas 19,29-44; Johannes 12,12-19

Am nächsten Tag, als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, kurz vor Betfage(a) und Betanien(b) am Ölberg, schickte Jesus zwei Jünger voraus. "Geht in das Dorf", sagte er, "das ihr dort drüben vor euch seht! Gleich, wenn ihr hineingeht, werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr, auf dem noch niemand geritten ist. Sollte jemand etwas zu euch sagen, dann antwortet einfach: 'Der Herr braucht sie und wird sie nachher gleich wieder zurück bringen lassen.'"

(a) "Haus der unreifen Feigen", Dorf am östlichen Abhang des Ölbergs, 1,5 km von Jerusalem entfernt.
(b) "Haus des Ananja", 3 km östlich von Jerusalem, einer der drei Orte, in denen nach der Tempelrolle von Qumran Aussätzige wohnen sollten.

Die beiden machten sich auf den Weg und fanden das Fohlen in der Gasse. Es war an ein Tor angebunden. Als sie es losmachten, fragten einige, die dort herumstanden: "Was macht ihr da? Warum bindet ihr das Tier los?" - "Der Herr braucht es!", antworteten sie. Dann brachten sie das Jungtier zu Jesus, warfen ihre Umhänge(a) über die Tiere und ließen Jesus aufsteigen. Jesus setzte sich auf das Fohlen. Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was der Prophet gesagt hat: "Sagt der Tochter Zion(b): Fürchte dich nicht! Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und reitet auf einem Esel, und zwar auf dem Fohlen, dem Jungen des Lasttiers."(c) Doch das verstanden seine Jünger damals noch nicht. Erst nachdem Jesus in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war, erinnerten sie sich, dass man ihn genauso empfangen hatte, wie es in der Schrift vorausgesagt war.

(a) Oder: Mäntel. Großes quadratisches Stück festen Stoffs, das über dem Untergewand (eine Art Hemd, das bis zu den Knien reichte) getragen wurde. Man konnte auch Gegenstände darin tragen, und die Armen, z.B. Hirten, wickelten sich nachts darin ein.
(b) Einer der Hügel von Jerusalem, oft als Bezeichnung für die ganze Stadt gebraucht.
(c) Sacharja 9,9

Viele von denen, die zum Passafest gekommen waren, hörten, dass Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem gemacht hatte. Die Leute in der Menge, die dabei gewesen waren, als Jesus Lazarus aus dem Grab gerufen und vom Tod auferweckt hatte, hatten überall davon erzählt. Deswegen zogen ihm jetzt so viele Menschen entgegen. Sie hatten alle von dem Wunder gehört. Da nahmen sie Palmzweige in die Hand und zogen ihm entgegen. "Hosianna!"(d), riefen sie. "Gelobt sei Gott! Gepriesen sei der da kommt im Namen des Herrn! Heil dem König von Israel!" Während Jesus so seinen Weg fortsetzte, breiteten viele Menschen ihre Umhänge auf dem Weg aus, andere hieben Zweige von den Bäumen ab und legten sie auf den Weg.

(d) Hebräisch: Hilf doch!Aus Psalm 118,25 stammender Hilferuf an Gott, der als feststehende Formel und schließlich auch als Lobpreis verwendet wurde.

Als Jesus an die Stelle kam, wo der Weg vom Ölberg in die Stadt hinabführte, brach die ganze Menge der Jünger in Freudenrufe aus. Die Leute, die vorausliefen und auch die, die Jesus folgten, lobten Gott mit lauter Stimme für all die Wunder, die sie miterlebt hatten: "Gepriesen sei Gott! Hosianna dem Sohn Davids! Gepriesen sei der König, der kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt! Frieden dem Herrn im Himmel und Ehre dem, der in der Höhe wohnt! Hosianna, Gott in der Höhe!"

Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: "Rabbi, bring deine Jünger doch zur Vernunft!" Doch er erwiderte: "Ich sage euch: Würden sie schweigen, dann würden die Steine schreien." Da sagten die Pharisäer zueinander: "Ihr seht doch, dass wir so nicht weiterkommen. Alle Welt läuft ihm nach."

Als er näher kam und die Stadt vor sich liegen sah, weinte er über sie und sagte: "Wenn du wenigstens heute noch erkennen würdest, was dir den Frieden bringt! Doch du bist blind dafür. Es kommt für dich eine Zeit, da werden deine Feinde einen Wall um dich bauen; sie werden dich belagern und dich von allen Seiten einengen. Sie werden dich und deine Bewohner niederwerfen und in der ganzen Stadt keinen Stein mehr auf dem anderen lassen, weil du die Gelegenheit, in der Gott dich besuchte, verpasst hast."

Als Jesus in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Aufregung und alle fragten: "Wer ist dieser Mann?" Die Menge, die Jesus begleitete, antwortete: "Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa."

So zog Jesus in Jerusalem ein. Dann ging er in den Tempel und sah sich alles genau an. Weil es aber schon spät geworden war, ging er mit den zwölf Jüngern nach Betanien zurück.

Keine Frucht sichtbar
Matthäus 21,12-19; Markus 11,12-19; Lukas 19,45-48

Als sie am Morgen in die Stadt zurückkehrten, hatte Jesus Hunger. Da sah er einen einzelnen Feigenbaum am Weg stehen. Er ging auf ihn zu, fand aber nur Blätter daran.(a) Da sagte Jesus zu dem Baum: "Nie wieder sollst du Früchte tragen!" Und augenblicklich verdorrte der Feigenbaum.

(a) Jesus suchte nach den kleinen, trockenen "Vorfeigen" (paggim), die aus Blütenanlagen des Vorjahres entstehen und schon Anfang April unter den neuen Trieben des Baumes zu finden sind. Sie werden dann abgeworfen, wenn später an der gleichen Stelle die sogenannten "Frühfeigen" (bikkurah) wachsen, die Anfang Juni reif sind. Im August sind dann die Feigen reif, die an den neuen Trieben gewachsen sind (tena).

In Jerusalem angekommen, ging Jesus in den Tempel und fing an, die Händler und die Leute, die bei ihnen kauften, hinauszujagen. Die Tische der Geldwechsler und die Sitze der Taubenverkäufer stieß er um. Er duldete auch nicht, dass jemand etwas über den Tempelhof trug. "In der Schrift heißt es:", rief er, "'Mein Haus soll ein Ort des Gebets sein.'(b) Aber ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht." Als die Hohen Priester und Gesetzeslehrer davon hörten, suchten sie nach einer Möglichkeit, Jesus zu beseitigen, denn sie fürchteten ihn, weil er das ganze Volk mit seiner Lehre tief beeindruckte. Doch sie wussten nicht, wie sie es anfangen sollten, denn das ganze Volk war dauernd um ihn und ließ sich keins seiner Worte entgehen.

(b) Jesaja 56,7

Jeden Tag lehrte Jesus im Tempel. Einmal kamen Blinde und Gelähmte zu ihm, und er machte sie gesund. Als die Hohen Priester und Gesetzeslehrer die Wunder sahen, die er tat und den Jubel der Kinder hörten, die im Tempel riefen: "Hosianna dem Sohn Davids!", wurden sie wütend und fragten Jesus: "Hörst du, was die da schreien?" - "Gewiss", erwiderte Jesus, "aber habt ihr denn nie gelesen: 'Unmündigen und kleinen Kindern hast du dein Lob in den Mund gelegt.'(c)?" Er ließ sie stehen und ging aus der Stadt nach Betanien(d), um dort zu übernachten, denn abends verließ Jesus mit seinen Jüngern immer die Stadt.

(c) Psalm 8,3
(d) "Haus des Ananja", 3 km östlich von Jerusalem, einer der drei Orte, in denen nach der Tempelrolle von Qumran Aussätzige wohnen sollten.

Wie man bitten soll
Matthäus 21,20-22; Markus 11,20-26

Als sie am nächsten Morgen wieder an dem Feigenbaum vorbeikamen, sahen sie, dass er bis zu den Wurzeln verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus und rief: "Rabbi, sieh nur, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt!" Jünger fragten erstaunt: "Wie konnte der Feigenbaum so plötzlich verdorren?"

Jesus sagte zu ihnen: "Ihr müsst Vertrauen zu Gott haben! Ich versichere euch: Wenn ihr Vertrauen zu Gott habt und nicht zweifelt, könnt ihr nicht nur das tun, was ich mit dem Feigenbaum getan habe. Wenn jemand zu diesem Berg hier sagt: 'Heb dich hoch und stürz dich ins Meer!', und dabei keinen Zweifel in seinem Herzen hat, sondern fest darauf vertraut, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Worum ihr im Gebet auch bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, dann werdet ihr es auch erhalten. Doch wenn ihr betet, müsst ihr zuerst jedem vergeben, gegen den ihr etwas habt, damit euer Vater im Himmel auch euch eure Verfehlungen vergeben kann."

Mit welchem Recht?
Matthäus 21,23-27; Markus 11,27-33; Lukas 20,1-8

Dann gingen sie wieder nach Jerusalem hinein. Als Jesus an einem der Tage wieder im Tempel lehrte und dem Volk die gute Botschaft verkündigte, traten die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer in Begleitung der Ältesten zu ihm und fragten: "Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?"

"Auch ich will euch eine Frage stellen", erwiderte Jesus, "wenn ihr sie mir beantwortet, werde ich euch sagen, wer mir die Vollmacht gegeben hat, so zu handeln. Taufte Johannes im Auftrag Gottes oder im Auftrag von Menschen? Antwortet mir!"

Sie überlegten miteinander. "Wenn wir sagen, 'im Auftrag Gottes', wird er fragen: 'Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?' Sollen wir also sagen: 'Von Menschen'?" Doch das wagten sie nicht, weil sie Angst davor hatten, vom Volk gesteinigt zu werden, denn das hielt Johannes wirklich für einen Propheten. So sagten sie zu Jesus: "Wir wissen es nicht." - "Gut", erwiderte Jesus, "dann sage ich euch auch nicht, von wem ich die Vollmacht habe, das alles zu tun."

Das Reich verloren
Matthäus 21,28-22,14; Markus 12,1-12; Lukas 20,9-19

Dann fing Jesus an, ihnen Gleichnisse zu erzählen. "Was haltet ihr von folgender Geschichte? Ein Mann hatte zwei Söhne und sagte zu dem älteren: 'Mein Sohn, geh heute zum Arbeiten in den Weinberg!' 'Ich will aber nicht!', erwiderte der. Doch später bereute er seine Antwort und ging doch. Dem zweiten Sohn gab der Vater denselben Auftrag. 'Ja, Vater!', antwortete dieser, ging aber nicht. - Wer von den beiden hat nun dem Vater gehorcht?" - "Der Erste", antworteten sie.

Da sagte Jesus zu ihnen: "Ich versichere euch, dass die Zöllner und die Huren eher ins Reich Gottes kommen als ihr. Denn Johannes hat euch den Weg der Gerechtigkeit gezeigt, aber ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zöllner und die Huren haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und wart nicht einmal dann bereit, eure Haltung zu ändern und ihm Glauben zu schenken."

"Hört noch ein anderes Gleichnis: Ein Gutsherr legte einen Weinberg an, zog eine Mauer darum, hob eine Grube aus, um den Wein darin zu keltern, und baute einen Wachtturm. Dann verpachtete er ihn an Winzer und reiste ins Ausland.

Als die Zeit der Weinlese gekommen war, schickte er einen seiner Sklaven zu den Pächtern, um seinen Anteil an der Ernte abzuholen. Doch die Winzer verprügelten den Sklaven und jagten ihn mit leeren Händen fort. Da schickte der Besitzer einen zweiten Sklaven. Dem schlugen sie den Kopf blutig, beschimpften ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. Er schickte noch einen dritten. Aber auch den schlugen sie blutig und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Einen weiteren töteten sie. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden verprügelt, die anderen totgeschlagen und wieder andere gesteinigt.

'Was soll ich tun?', fragte sich der Besitzer des Weinbergs, denn es war ihm nur noch einer geblieben, sein über alles geliebter Sohn. Den schickte er als Letzten zu ihnen, weil er dachte: 'Meinen Sohn werden sie sicher nicht antasten.' Doch als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: 'Das ist der Erbe! Kommt, wir bringen ihn um und behalten das Land für uns!' So fielen sie über ihn her, stießen ihn zum Weinberg hinaus und brachten ihn um."

"Was wird nun der Besitzer des Weinbergs mit diesen Winzern machen, wenn er kommt?", fragte Jesus. "Er wird diesen bösen Leuten ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere verpachten, die ihm den Ertrag pünktlich abliefern", antworteten sie. "Ja", sagte Jesus, "er wird kommen, diese Winzer umbringen und den Weinberg anderen geben." - "Das darf nicht geschehen!", sagten die Zuhörer.

Jesus sah sie an und sagte dann: "Habt ihr denn nie die Stelle in der Schrift gelesen: 'Der Stein, den die Bauleute als unbrauchbar verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das hat der Herr getan; es ist ein Wunder für uns'(a)? Deshalb sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die rechten Früchte hervorbringt. Jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert und jeder, auf den er fällt, wird zermalmt."

(a) Psalm 118,22-23

Als die Hohen Priester und die Pharisäer das hörten war ihnen klar, dass er sie mit diesen Gleichnissen gemeint hatte. Daraufhin hätten sie Jesus am liebsten festgenommen, aber sie fürchteten das Volk, denn das hielt Jesus für einen Propheten. Deshalb ließen sie ihn in Ruhe und gingen weg.

Jesus sagte dem Volk noch ein Gleichnis: "Mit dem Reich, das vom Himmel regiert wird, verhält es sich wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Als es soweit war, schickte er seine Sklaven los, um die, die er zum Fest eingeladen hatte, rufen zu lassen. Doch sie wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Sklaven los und ließ den Eingeladenen sagen: 'Das Festmahl ist angerichtet, Ochsen und Mastkälber geschlachtet, alles ist bereit. Beeilt euch und kommt!' Doch sie kümmerten sich überhaupt nicht darum. Der eine hatte auf dem Feld zu tun, der andere im Geschäft. Einige jedoch packten die Sklaven, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig. Er schickte seine Truppen aus, ließ jene Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken. Dann sagte er zu seinen Sklaven: 'Das Hochzeitsfest ist vorbereitet, aber die Gäste, die ich eingeladen hatte, waren es nicht wert. Geht jetzt auf die Straßen und ladet alle ein, die ihr trefft.' Das taten sie und holten alle herein, die sie fanden, Böse und Gute. So füllte sich der Hochzeitssaal mit Gästen. Als der König hereinkam um zu sehen, wer da gekommen war, fand er einen, der kein Festgewand anhatte. 'Mein Freund', sagte er zu ihm, 'wie bist du überhaupt ohne Festgewand hereingekommen?' Der Mann wusste darauf nichts zu antworten. Da befahl der König seinen Dienern: 'Fesselt ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die Finsternis.' Da wird das große Weinen und Zähneknirschen anfangen. Denn viele sind gerufen, aber nur wenige sind erwählt."

Gefährliche Fallen
Matthäus 22,15-40; Markus 12,13-34; Lukas 20,20-40

Da kamen die Pharisäer zusammen und berieten. Sie wollten ihn nicht mehr aus den Augen lassen und schickten Spitzel zu ihm, die sich den Anschein geben sollten, als meinten sie es ehrlich. Sie hofften, ihn mit seinen eigenen Worten in eine Falle zu locken, damit sie ihn der Gerichtsbarkeit des römischen Statthalters ausliefern könnten. So schickten sie ihre Jünger zusammen mit einigen Anhängern des Herodes(b) zu Ihm. "Rabbi", sagten diese, "wir wissen, dass du aufrichtig bist und uns wirklich zeigst, wie man nach Gottes Willen leben soll. Du fragst nicht nach der Meinung der Leute und bevorzugst niemand. Nun sage uns, was du darüber denkst: Ist es richtig, dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht? Sollen wir sie ihm geben oder nicht?"

(b) Jüdische Minderheit, die römerfreundlich eingestellt war und die Herrschaft des Herodes Antipas unterstützte.

Jesus durchschaute ihre Bosheit sofort und sagte: "Ihr Heuchler, warum wollt ihr mir eine Falle stellen? Zeigt mir die Münze, mit der ihr die Steuern bezahlt!" Sie reichten ihm einen Denar(c). Da fragte er: "Wessen Bild und Name ist darauf?" - "Das des Kaisers", erwiderten sie. "Nun", sagte Jesus, "dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört." Über diese Antwort waren sie so verblüfft, dass sie sprachlos weggingen. Sie konnten ihn zu keiner verfänglichen Aussage vor dem Volk verleiten. Im Gegenteil: Sie wussten nichts mehr zu sagen.

(c) Römische Silbermünze, die dem Tageslohn eines gut bezahlten Arbeiters entsprach.

An diesem Tag kamen auch noch einige der Sadduzäer(d) zu Jesus. Diese religiöse Gruppe behauptete, es gäbe keine Auferstehung nach dem Tod. Sie fragten: "Rabbi, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun waren da sieben Brüder. Der älteste von ihnen heiratete und starb kinderlos. Daraufhin nahm der zweite Bruder die Witwe zur Frau. Doch auch er starb bald und hinterließ keine Kinder. Beim dritten war es ebenso. Keiner der sieben hinterließ Nachkommen. Zuletzt starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren ja mit ihr verheiratet."

(d) Politisch einflussreiche römerfreundliche religiöse Gruppe, deren Mitglieder aus den vornehmen Familien stammten.

Jesus erwiderte: "Ihr irrt euch, weil ihr weder die Schrift noch die Kraft Gottes kennt. Heiraten ist eine Sache für die gegenwärtige Welt. Aber die Menschen, die für würdig gehalten werden, in der kommenden Welt leben zu dürfen und von den Toten aufzuerstehen, werden nicht mehr heiraten. Sie können dann auch nicht mehr sterben, sondern sind den Engeln gleich. Als Menschen der Auferstehung sind sie dann Söhne Gottes. Was aber die Auferstehung der Toten überhaupt betrifft: Habt ihr nicht bei Mose gelesen, wie Gott am Dornbusch zu ihm sagte: 'Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.'(a)? Das heißt doch: Er ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden! Denn für ihn sind alle lebendig. Ihr seid schwer im Irrtum!"

(a) 2. Mose 3,6

Da sagten einige von den Gesetzeslehrern: "Rabbi, das war eine gute Antwort!" Die ganze Menschenmenge, die ihm zugehört hatte, war von seinen Worten tief beeindruckt.

Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie zusammen. Einer der Gesetzeslehrer der dem Streitgespräch zugehört und bemerkt hatte, wie treffend Jesus den Sadduzäern antwortete, trat nun näher und fragte Jesus: "Was ist das wichtigste Gebot von allen?" - "Das wichtigste", erwiderte Jesus, "ist: 'Höre Israel! Der Herr, unser Gott, ist der alleinige Herr. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit ganzem Verstand und mit all deiner Kraft!'(b) An zweiter Stelle steht: 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!'(c) Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden. Mit diesen beiden Geboten ist alles gesagt, was das Gesetz und die Propheten wollen."

(b) 5. Mose 6,5
(c) 3. Mose 19,18

Da sagte der Gesetzeslehrer: "Rabbi, das hast du sehr gut gesagt. Es ist wirklich so, wie du sagst: Es gibt nur einen einzigen Gott und außer ihm keinen. Und ihn zu lieben von ganzem Herzen, mit all seinen Gedanken und mit ganzer Kraft und seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst, das ist viel mehr wert, als alle Brandopfer und was wir sonst noch opfern, zusammen."

Als Jesus sah, mit welcher Einsicht der Mann geantwortet hatte, sagte er zu ihm: "Du bist nicht weit weg vom Reich Gottes." Danach wagte niemand mehr, ihm eine Frage zu stellen.

Natternbrut!
Matthäus 22,41-23,39; Markus 12,35-40; Lukas 20,41-47

Als Jesus später im Tempel lehrte, stellte er eine Frage an die versammelten Pharisäer: "Was denkt ihr über den Messias? Wessen Sohn ist er?" - "Der Sohn Davids", erwiderten sie. Da sagte Jesus: "Warum hat ihn David dann aber - durch den Heiligen Geist geleitet - Herr genannt? Er sagte nämlich im Buch der Psalmen: 'Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setz dich an meine rechte Seite bis ich deine Feinde zum Fußschemel für dich gemacht habe.'(d) Wenn David ihn also Herr nennt, wie kann er dann gleichzeitig sein Sohn sein?" Keiner konnte ihm darauf eine Antwort geben. Und von da an wagte auch niemand mehr, ihm eine Frage zu stellen.

(d) Psalm 110,1

Dann wandte sich Jesus an die Menschenmenge und an seine Jünger: "Die Gesetzeslehrer und die Pharisäer", sagte er, "sitzen heute auf dem Lehrstuhl des Mose. Richtet euch deshalb nach dem, was sie sagen, folgt aber nicht ihrem Tun. Denn sie selbst handeln nicht nach dem, was sie euch sagen. Sie bürden den Menschen schwere, fast unerträgliche Lasten auf, denken aber nicht daran, die gleiche Last auch nur mit einem Finger anzurühren."

Die Menge hörte ihm begierig zu. Er belehrte sie weiter und sagte: "Hütet euch vor den Gesetzeslehrern! Denn was sie tun, machen sie nur, um die Leute zu beeindrucken. Sie zeigen sich gern in ihren langen Gewändern und machen ihre Gebetsriemen(a) besonders breit und die Quasten(b) an ihren Gewändern besonders lang. Sie genießen es, wenn sie auf der Straße ehrfurchtsvoll gegrüßt und Rabbi genannt werden. In der Synagoge sitzen sie in der vordersten Reihe und bei Gastmählern beanspruchen sie die Ehrenplätze. Gleichzeitig aber verschlingen sie den Besitz schutzloser Witwen und sprechen scheinheilig lange Gebete. - Ein sehr hartes Urteil wird sie erwarten!"

(a) Kapseln, die ein kleines Stück Pergament mit vier Stellen aus dem Gesetz (2. Mose 13,1-10.11-16; 5. Mose 6,4-9; 11,13-21) enthielten, und mit Lederriemen am linken Oberarm und an der Stirn befestigt wurden.
(b) Oder: Troddeln. Nach 4. Mose 15,37-41 wurden sie an den vier Ecken des Obergewandes zur Erinnerung an Gottes Gebote getragen.

Ihr jedoch sollt euch niemals Rabbi nennen lassen, denn nur einer ist euer Rabbi, und ihr alle seid Brüder. Ihr sollt auch niemand von euren Brüdern auf der Erde mit 'Vater' anreden, denn nur einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. Lasst euch auch nicht Lehrer nennen, denn nur einer ist euer Lehrer: der Messias. Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird von Gott erniedrigt werden, wer sich aber selbst gering achtet, wird von Gott erhöht werden.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Reich, das vom Himmel regiert wird, denn ihr selbst geht nicht hinein und die, die hineinwollen, lasst ihr nicht hinein.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reist über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn ihr ihn gewonnen habt, dann macht ihr ihn zu einem Anwärter auf die Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr.

Weh euch, ihr verblendeten Führer! Ihr sagt: 'Wenn jemand beim Tempel schwört, muss er seinen Eid nicht halten; wenn er aber beim Gold des Tempels schwört, ist er an den Eid gebunden.' Ihr verblendeten Narren! Was ist denn wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heiligt? Ihr sagt auch: 'Wenn jemand beim Altar schwört, muss er seinen Eid nicht halten; wenn er aber beim Opfer auf dem Altar schwört, ist er an den Eid gebunden.' Wie verblendet seid ihr nur! Was ist denn wichtiger: die Opfergabe oder der Altar, der das Opfer heiligt? Wer beim Altar schwört, schwört doch nicht nur beim Altar, sondern auch bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, schwört nicht nur beim Tempel, sondern auch bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und bei dem, der darauf sitzt.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zahlt den Zehnten von Gartenminze, Dill und Kümmel, lasst aber die wichtigeren Forderungen des Gesetzes außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue! Das hättet ihr tun und das andere nicht lassen sollen! Ihr verblendeten Führer! Die Mücken siebt ihr aus und die Kamele verschluckt ihr.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr reinigt das Äußere von Becher und Schüssel, aber was ihr drin habt, zeigt eure Gier und Maßlosigkeit. Du blinder Pharisäer! Wasch den Becher doch zuerst von innen aus, dann wird auch das Äußere rein sein.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie weiß getünchte Gräber(c): Von außen ansehnlich, von innen aber voller Totenknochen und allem möglichen Unrat. Von außen erscheint ihr den Menschen gerecht, von innen aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

(c) Gräber (oft in Felsenhöhlen), wurden weiß gekalkt, damit Fremde sich nicht durch Berührung verunreinigten.

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr baut ja die Grabmäler für die Propheten und schmückt die Gräber der Gerechten. Und dann behauptet ihr noch: 'Wenn wir zur Zeit unserer Vorfahren gelebt hätten, hätten wir niemals mitgemacht, als sie die Propheten ermordeten.' Damit bestätigt ihr allerdings, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid. Ja, macht nur das Maß eurer Vorfahren voll! Ihr Nattern und Giftschlangenbrut! Wie wollt ihr dem Strafgericht der Hölle entkommen? Deshalb hört zu: Ich selbst werde Propheten, Weise und Gesetzeslehrer zu euch schicken. Einige von ihnen werdet ihr töten, ja sogar kreuzigen, andere werdet ihr in euren Synagogen auspeitschen und von einer Stadt zur anderen verfolgen. So werdet ihr schließlich an der Ermordung aller Gerechten mitschuldig, angefangen vom gerechten Abel bis hin zu Secharja(a) Ben-Berechja, den ihr zwischen dem Brandopferaltar und dem Haus Gottes umgebracht habt. Ich versichere euch: Diese Generation wird die Strafe für alles das bekommen.

(a) Vergleiche 1. Mose 4,8.10 und 2. Chronik 24,20-21! Gemeint sind wohl alle Gerechten seit Erschaffung der Menschen bis in die Zeit von Jesus Christus. Damit bestätigt der Herr die Gültigkeit des gesamten Alten Testaments, weil er ein Ereignis aus dem ersten und eins aus dem letzten Buch der hebräischen Bibel aufgreift.

Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir geschickt werden. Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln wie die Henne ihre Küken unter die Flügel nimmt. Doch ihr habt nicht gewollt. Seht, euer Haus wird verwüstet und verlassen sein. Denn ich sage euch: von jetzt an werdet ihr mich nicht mehr sehen bis ihr ruft: 'Gepriesen sei er, der kommt im Namen des Herrn!'"

Richtig geben
Markus 12,41-44; Lukas 21,1-4

Dann setzte sich Jesus in die Nähe des Opferkastens und sah zu, wie die Leute Geld hineinwarfen. Viele Reiche legten viel ein. Dann kam eine arme Witwe und steckte zwei kleine Kupfermünzen, zwei Lepta, hinein. Das entspricht dem Wert von einem Quadrans in römischem Geld(b). Da rief Jesus seine Jünger herbei und sagte zu ihnen: "Ich versichere euch, diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gesteckt als alle anderen. Denn die anderen haben nur etwas von ihrem Überfluss gegeben. Aber diese arme Frau, die nur das Nötigste zum Leben hat, hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt."

(b) Das entspricht etwa dem 64. Teil eines Tagelohns.

Die Stunde ist da
Johannes 12,20-50

Unter den Festbesuchern, die zur Anbetung Gottes nach Jerusalem kamen, waren auch einige Griechen. Sie wandten sich an Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte und sagten: "Herr, wir möchten Jesus sehen!" Philippus sprach mit Andreas darüber, dann gingen beide zu Jesus und sagten es ihm. Doch Jesus erwiderte: "Die Zeit ist gekommen, wo die Herrlichkeit des Menschensohnes sichtbar wird. Ja, ich versichere euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde kommt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, wird es viele neue Körner hervorbringen. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. Aber wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es für das ewige Leben erhalten. Wenn jemand mir dienen will, muss er mir auf meinem Weg folgen. Mein Diener wird dann auch dort sein, wo ich bin, und mein Vater wird ihn ehren.

Ich bin jetzt voller Angst und Unruhe. Soll ich beten: 'Vater, rette mich vor dem, was auf mich zukommt?' Aber deswegen bin ich ja gerade in diese Zeit hineingekommen. Vater, offenbare die Herrlichkeit deines Namens!" Da sprach eine Stimme vom Himmel: "Das habe ich bis jetzt getan und werde es auch diesmal tun." Von den Menschen, die dort standen und zuhörten, sagten einige: "Es hat gedonnert." Andere meinten: "Ein Engel hat mit ihm geredet." Aber Jesus sagte: "Diese Stimme wollte nicht mir etwas sagen, sondern euch! Für die Welt ist jetzt die Stunde des Gerichts gekommen. Jetzt wird der Herrscher dieser Welt vertrieben werden. Aber ich werde von der Erde erhöht werden und dann alle zu mir ziehen." Mit diesen Worten deutete er an, auf welche Weise er sterben würde.

Die Menge hielt ihm entgegen: "Das Gesetz sagt uns, dass der Messias ewig leben wird. Wie kannst du da behaupten, der Menschensohn müsse erhöht werden? Wer ist überhaupt dieser Menschensohn?" - "Das Licht wird nur noch kurze Zeit für euch leuchten", sagte Jesus. "Nutzt das Licht, so lange ihr es habt, damit euch die Dunkelheit nicht überfällt! Wer in der Dunkelheit unterwegs ist, weiß nicht, wohin er geht. Glaubt an das Licht solange ihr es noch habt, damit ihr Menschen des Lichts werdet!" Nachdem er das gesagt hatte, zog Jesus sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Obwohl Jesus so viele Wunderzeichen vor den Menschen getan hatte, glaubten sie ihm nicht. Es sollte nämlich so kommen, wie der Prophet Jesaja vorausgesagt hat: "Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Wer erkennt, dass Gott hinter diesen mächtigen Taten steht?"(a) Sie konnten nicht glauben, weil Jesaja auch folgendes vorausgesagt hat: "Er hat ihre Augen geblendet und ihr Herz hart gemacht. So kommt es, dass ihre Augen nichts sehen und ihr Herz nichts versteht und sie nicht umkehren, um sich von mir heilen zu lassen."(b) Jesaja sprach hier von Jesus, denn er hatte seine Herrlichkeit gesehen.

(a) Jesaja 53,1
(b) Jesaja 6,10

Dennoch glaubten sogar von den führenden Männern viele an Jesus. Aber wegen der Pharisäer bekannten sie sich nicht öffentlich dazu, denn sie befürchteten, aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden. Ihr Ansehen bei den Menschen war ihnen wichtiger als die Anerkennung von Gott.

Jesus rief laut: "Wer an mich glaubt, der glaubt nicht nur an mich, sondern auch an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, von der Finsternis frei wird. Wer hört, was ich sage, und sich nicht danach richtet, den verurteile nicht ich. Denn ich bin nicht in die Welt gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und nicht annimmt, was ich sage, hat seinen Richter schon gefunden: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn an jenem letzten Tag verurteilen. Denn ich habe ja nicht aus eigener Vollmacht gesprochen. Der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß: Seine Weisung führt zum ewigen Leben. Ich gebe euch also genau das weiter, was mir der Vater gesagt hat."

Kein Stein wird auf dem anderen bleiben
Matthäus 24,1-28; Markus 13,1-23; Lukas 21,5-24

Jesus wollte den Tempel verlassen. Als er gerade im Begriff war, wegzugehen, kamen seine Jünger zu ihm und machten ihn auf die Pracht der Tempelbauten aufmerksam. Sie bewunderten die herrlichen Steine, mit denen er gebaut und die Weihgaben, mit denen er geschmückt war. Einer sagte: "Rabbi, sieh doch! Was für gewaltige Steine und was für herrliche Bauten." - "Ihr bewundert das alles?", erwiderte Jesus. "Doch ich versichere euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben; es wird alles zerstört werden."

Als er später auf dem Ölberg saß und zum Tempel hinüberblickte, kamen Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas zu ihm und fragten: "Wann wird das alles geschehen? Gibt es ein Zeichen, an dem wir erkennen können, wann es sich erfüllen wird? Und an welchem Zeichen können wir deine Wiederkehr und das Ende der Welt erkennen?"

"Gebt Acht, dass euch niemand irreführt!", erwiderte Jesus. "Viele werden unter meinem Namen auftreten und von sich sagen: 'Ich bin der Messias!', und: 'Die Zeit ist da!' Damit werden sie viele verführen. Lauft ihnen nicht nach! Erschreckt nicht, wenn ihr von Kriegen hört oder wenn Kriegsgefahr droht. Das muss vorher geschehen, aber das Ende kommt nicht gleich danach."

Dann fügte er hinzu: "Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Staat den anderen angreifen. Es wird schwere Erdbeben geben und in vielen Teilen der Welt Hungersnöte und Seuchen. Furchtbare Dinge geschehen und am Himmel werden gewaltige Zeichen zu sehen sein. Doch das ist erst der Anfang, es ist wie bei den Geburtswehen.

Aber bevor das alles passiert, werden sie gewaltsam gegen euch vorgehen. Macht euch darauf gefasst, vor Gericht gestellt und in Synagogen ausgepeitscht zu werden. Weil ihr zu mir gehört, werdet ihr euch vor Machthabern und Königen verantworten müssen. Doch das wird euch Gelegenheit zum Zeugnis für mich geben.

Und wenn sie euch verhaften und vor Gericht stellen, dann macht euch vorher keine Sorgen, was ihr sagen sollt. Sagt einfach das, was euch in jener Stunde eingegeben wird. Denn nicht ihr seid dann die Redenden, sondern der Heilige Geist. Denn ich selbst werde euch Worte in den Mund legen, denen eure Gegner nichts entgegenzusetzen haben. Ich werde euch eine Weisheit geben, der sie nicht widersprechen können.

Viele werden sich von mir abwenden; sie werden einander verraten und sich hassen. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder. Kinder werden sich gegen ihre Eltern stellen und sie in den Tod schicken. Und weil ihr euch zu mir bekennt, werdet ihr von allen gehasst werden. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern. Und einige von euch wird man töten. Doch nicht ein Haar von eurem Kopf wird verloren gehen. Bleibt also standhaft, dann werdet ihr das Leben gewinnen.

Viele falsche Propheten werden auftreten und viele in die Irre führen. Und weil die Gesetzlosigkeit überhand nehmen wird, wird auch die Liebe bei den meisten erkalten. Wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, wird gerettet. Und diese gute Botschaft vom Reich Gottes wird in der ganzen Welt gepredigt werden, damit alle Völker sie hören. Dann erst kommt das Ende.

Wenn ihr aber das 'Scheusal der Verwüstung', von dem der Prophet Daniel geredet hat, am heiligen Ort stehen seht, - Wer das liest, der merke auf! - dann sollen die Einwohner Judäas in die Berge fliehen. Und wenn ihr außerdem seht, dass Jerusalem von feindlichen Heeren eingeschlossen ist, könnt ihr sicher sein, dass seine Zerstörung unmittelbar bevorsteht. Wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht Schutz in der Stadt suchen. Wer auf seiner Dachterrasse sitzt, soll keine Zeit damit verlieren, noch etwas aus dem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht mehr zurücklaufen, um seinen Umhang zu holen. Denn dann sind die Tage der Bestrafung da, an denen alles in Erfüllung geht, was in der Schrift darüber gesagt ist. Am schlimmsten wird es dann für schwangere Frauen und stillende Mütter sein. Betet darum, dass ihr nicht im Winter oder am Sabbat fliehen müsst! Denn das ganze Land wird in schreckliche Not kommen, weil der Zorn Gottes über dieses Volk hereinbricht. Die Not wird so schrecklich sein, dass sie alles übertrifft, was je seit Erschaffung der Welt geschah. Auch danach wird es eine solche Bedrängnis nie mehr geben. Die Menschen werden mit dem Schwert erschlagen oder als Gefangene in alle Länder verschleppt. Jerusalem wird so lange von fremden Völkern niedergetreten werden, bis auch deren Zeit abgelaufen ist. Würde diese Schreckenszeit nicht verkürzt, würde kein Mensch gerettet werden. Seinen Auserwählten zuliebe aber hat Gott die Zeit verkürzt.

Wenn dann jemand zu euch sagt: 'Schaut her, da ist der Messias!', oder 'Seht, er ist dort!', so glaubt es nicht! Denn mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet wird auftreten. Sie werden sich durch große Zeichen und Wundertaten ausweisen und würden sogar die Auserwählten verführen, wenn sie es könnten. Gerade ihr müsst euch also vorsehen! Denkt daran: Ich habe euch alles vorausgesagt. Wenn sie also zu euch sagen: 'Seht, er ist in der Wüste draußen!', dann geht nicht hinaus! Oder: 'Seht, hier im Haus ist er!', dann glaubt es nicht! Denn wenn der Menschensohn wiederkommt, wird es wie bei einem Blitz den ganzen Horizont erhellen. Wo das Aas liegt, da sammeln sich die Geier."

Vorzeichen
Matthäus 24,29-51; Markus 13,24-37; Lukas 21,25-36

"Doch unmittelbar nach jener schrecklichen Zeit werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen erscheinen: Dann wird sich die Sonne verfinstern und der Mond wird nicht mehr scheinen. Die Sterne werden vom Himmel stürzen und die Kräfte des Himmels aus dem Gleichgewicht geraten. Und auf der Erde werden die Völker in Angst und Schrecken geraten und nicht mehr aus und ein wissen vor dem tobenden Meer und seinen Wellen. In Erwartung der schrecklichen Dinge, die noch über die Erde kommen, werden die Menschen vor Angst vergehen.

Und dann wird das Zeichen des Menschensohns am Himmel erscheinen. Alle Völker der Erde werden jammern und klagen und dann werden sie den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit von den Wolken her kommen sehen. Wenn das alles anfängt, dann hebt den Kopf und richtet euch auf, denn dann ist eure Erlösung nicht mehr weit. Dann wird er die Engel mit mächtigem Posaunenschall aussenden, um seine Auserwählten aus allen Himmelsrichtungen und von allen Enden der Welt zusammen zu bringen."

Jesus gebrauchte noch einen Vergleich: "Seht euch den Feigenbaum oder irgendeinen anderen Baum an. Wenn seine Knospen weich werden und die Blätter zu sprießen beginnen, wisst ihr, dass es bald Sommer wird. Genauso ist es, wenn ihr seht, dass diese Dinge geschehen. Dann ist das Reich Gottes ganz nahe. Dann steht das Kommen des Menschensohns unmittelbar bevor. Ich versichere euch: Diese Generation wird nicht untergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte gelten allezeit, sie vergehen nie.

Doch Tag und Stunde von diesen Ereignissen weiß niemand, nicht einmal die Engel im Himmel; nur der Vater weiß es. Und wenn der Menschensohn kommt, wird es so wie in Noahs Zeit sein. Damals, vor der großen Flut, aßen und tranken die Menschen, sie heirateten und wurden verheiratet - bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. Sie ahnten nichts davon, bis die Flut hereinbrach und alle umbrachte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein.

Wenn dann zwei Männer auf dem Feld arbeiten, wird der eine angenommen und der andere zurückgelassen. Wenn zwei Frauen an derselben Handmühle(a) mahlen, wird die eine angenommen und die andere zurückgelassen werden. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.

(a) Handmühle, die aus zwei runden Steinscheiben von 50 Zentimeter Durchmesser bestand. Der obere Stein wurde mit einem Holzgriff um eine Achse gedreht, die im unteren Stein befestigt war.

Und das ist doch klar: Wenn ein Hausherr wüsste, zu welchem Zeitpunkt der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass in sein Haus eingebrochen wird. So solltet auch ihr immer bereit sein, denn der Menschensohn wird dann kommen, wenn ihr es gerade nicht erwartet.

Es ist wie bei einem Mann, der verreist. Er verlässt das Haus und überträgt seinen Sklaven die Verantwortung. Jedem teilt er seine Aufgabe zu. Dem Türhüter schärft er ein, besonders wachsam zu sein. Darum seid auch ihr wachsam! Ihr wisst ja nicht, wann der Herr des Hauses kommt - ob am Abend, mitten in der Nacht, beim ersten Hahnenschrei oder früh am Morgen. Sorgt dafür, dass er euch nicht im Schlaf überrascht. Was ich euch hier sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Seht euch also vor und lasst euch nicht vom Rausch eines ausschweifenden Lebens umnebeln oder von Lebenssorgen gefangen nehmen, damit jener Tag dann nicht plötzlich über euch hereinbricht wie eine Falle, die zuschnappt. Denn er wird über alle Bewohner der Erde kommen. Seid wachsam und hört nicht auf zu beten, damit ihr die Kraft habt, all dem, was geschehen wird, zu entkommen, und damit ihr zuversichtlich vor den Menschensohn treten könnt."

"Wer ist denn der treue und kluge Sklave, dem sein Herr aufgetragen hat, der ganzen Dienerschaft zur rechten Zeit das Essen zuzuteilen? Wenn nun sein Herr kommt und ihn bei dieser Arbeit findet - wie sehr darf sich dieser Sklave freuen! Ich versichere euch: Sein Herr wird ihm die Verantwortung über seine ganze Habe übertragen. Wenn jener Sklave aber ein böser Mensch ist und denkt: 'Mein Herr kommt noch lange nicht', und anfängt, die anderen Diener zu schlagen, während er sich selbst üppige Mahlzeiten gönnt und sich gemeinsam mit anderen Trunkenbolden betrinkt, dann wird sein Herr an einem Tag zurückkommen, an dem er es nicht erwartet hat, und zu einer Stunde, die er nicht vermutet. Er wird den Sklaven in Stücke hauen und ihn dorthin bringen lassen, wo die Heuchler sind und wo das große Weinen und Zähneknirschen anfängt."

Wachsamkeit und Fleiß
Matthäus 25,1-30

"In dieser Zeit wird es mit dem Reich, das vom Himmel regiert wird, wie mit zehn Brautjungfern sein, die ihre Fackeln(a) nahmen und dem Bräutigam entgegen gingen. Fünf von ihnen handelten klug und fünf waren gedankenlos. Die Gedankenlosen nahmen zwar ihre Fackeln mit, aber keinen Ölvorrat. Die Klugen dagegen hatten neben ihren Fackeln auch Ölgefäße mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Um Mitternacht ertönte plötzlich der Ruf: 'Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!' Da standen die Brautjungfern auf und richteten ihre Fackeln her. Die Gedankenlosen sagten zu den Klugen: 'Gebt uns etwas von eurem Öl; unsere Fackeln gehen aus!' Doch diese entgegneten: 'Unser Öl reicht nicht für alle. Geht doch zu einem Kaufmann und holt euch welches!' Während sie noch unterwegs waren, um Öl zu kaufen, kam der Bräutigam. Die fünf, die bereit waren, gingen mit in den Hochzeitssaal. Dann wurde die Tür verschlossen. Schließlich kamen die anderen Brautjungfern und riefen: 'Herr, Herr, mach uns auf!' Doch der Bräutigam wies sie ab: 'Ich kann euch nur sagen, dass ich euch nicht kenne.'" - "Seid also wachsam!", schloss Jesus, "denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde."

(a) Stöcke, an deren oberem Ende in Öl getränkte Lappen (vielleicht in einer Schale) angebracht waren. Von Zeit zu Zeit mussten die Lappen neu mit Öl versorgt werden.

"Es ist wie bei einem Mann, der vorhatte, ins Ausland zu reisen. Er rief seine Sklaven zusammen und vertraute ihnen sein Vermögen an, so wie es ihren Fähigkeiten entsprach. Einem gab er fünf Talente(b), einem anderen zwei und noch einem anderen eins. Dann reiste er ab. Der Sklave mit den fünf Talenten begann sofort, damit zu handeln und konnte das Geld verdoppeln. Der mit den zwei Talenten machte es ebenso und verdoppelte die Summe. Der dritte grub ein Loch und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück und wollte mit ihnen abrechnen. Zuerst kam der, dem die fünf Talente anvertraut worden waren. Er brachte die anderen fünf Talente mit und sagte: 'Herr, fünf Talente hast du mir gegeben. Hier sind weitere fünf, die ich dazu gewonnen habe.' 'Hervorragend!', sagte sein Herr. 'Du bist ein guter Mann! Du hast das Wenige zuverlässig verwaltet, ich will dir viel anvertrauen. Komm herein zu meinem Freudenfest!' Dann kam der, dem die zwei Talente anvertraut worden waren. Er brachte die anderen zwei Talente mit und sagte: 'Herr, zwei Talente hast du mir gegeben. Hier sind weitere zwei, die ich dazu gewonnen habe.' 'Hervorragend!', sagte sein Herr. 'Du bist ein guter Mann! Du hast das Wenige zuverlässig verwaltet, ich will dir viel anvertrauen. Komm herein zu meinem Freudenfest!' Schließlich kam der, dem das eine Talent anvertraut worden war. 'Herr', sagte er, 'ich wusste, dass du ein strenger Mann bist. Du forderst Gewinn, wo du nichts angelegt hast und erntest, wo du nicht gesät hast. Da hatte ich Angst und vergrub dein Talent in der Erde. Hier hast du das Deine zurück.' 'Du böser und fauler Sklave!', sagte der Herr, 'du wusstest also, dass ich Gewinn fordere, wo ich nichts angelegt, und ernte, wo ich nichts gesät habe? Warum hast du mein Geld dann nicht auf eine Bank gebracht? Dann hätte ich es wenigstens mit Zinsen zurück bekommen.' 'Nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die fünf Talente erworben hat! Denn jedem, der einen Gewinn vorweisen kann, wird noch mehr gegeben werden und er wird Überfluss haben. Aber von dem, der nichts gebracht hat, wird selbst das, was er hatte, weggenommen. Den nichtsnutzigen Sklaven werft in die Finsternis hinaus, wo dann das große Weinen und Zähneknirschen anfangen wird.'"

(b) Größte damalige Geldeinheit. 1 Talent = 6000 Denare = Arbeitslohn für 20 Jahre Arbeit.

Gericht
Matthäus 25,31-46

"Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und mit ihm alle Engel, wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen. Dann werden alle Völker der Erde vor ihm zusammengebracht, und er wird sie in zwei Gruppen teilen, so wie ein Hirt die Schafe von den Ziegen trennt(a). Die Schafe wird er rechts von sich aufstellen, die Ziegen links.

(a) In Israel trennten die Hirten nachts die Ziegen von den Schafen und trieben sie eng zusammen, weil sie die Kälte nicht so gut vertrugen wie die Schafe.

Dann wird der König zu denen auf seiner rechten Seite sagen: 'Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet. Nehmt das Reich in Besitz, das von Anfang der Welt an für euch geschaffen worden ist! Denn als ich Hunger hatte, habt ihr mir zu essen gegeben, als ich Durst hatte, gabt ihr mir zu trinken, als ich fremd war, habt ihr mich aufgenommen, als ich nackt war, habt ihr mir Kleidung gegeben, als ich krank war, habt ihr mich besucht und als ich im Gefängnis war, kamt ihr zu mir.' 'Herr', werden dann die Gerechten fragen' 'wann haben wir dich denn hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden bei uns gesehen und aufgenommen? Wann hattest du nichts anzuziehen und wir haben dir Kleidung gegeben? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und haben dich besucht?' Darauf wird der König erwidern: 'Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner gering geachteten Geschwister getan habt, das habt ihr für mich getan.'

Dann wird er zu denen auf der linken Seite sagen: 'Geht mir aus den Augen ihr Verfluchten! Geht in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel vorbereitet ist! Denn als ich Hunger hatte, habt ihr mir nichts zu essen gegeben, als ich Durst hatte, gabt ihr mir nichts zu trinken, als ich fremd war, habt ihr mich nicht aufgenommen, als ich nackt war, habt ihr mir nichts zum Anziehen gegeben, als ich krank und im Gefängnis war, habt ihr mich nicht besucht.' Dann werden auch sie fragen: 'Herr, wann haben wir dich denn hungrig gesehen oder durstig oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis, und haben dir nicht geholfen?' Darauf wird er ihnen erwidern: 'Ich versichere euch: Was ihr für einen meiner gering geachteten Geschwister zu tun versäumt habt, das habt ihr auch an mir versäumt.' So werden diese an den Ort der ewigen Strafe gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben."

Die letzten Tage im Tempel
Lukas 21,37-38

Tagsüber lehrte Jesus im Tempel, doch abends verließ er die Stadt und übernachtete auf dem Ölberg. Und schon frühmorgens kam das ganze Volk, um ihn im Tempel zu hören.

Zwei Tage vor dem Passa
Matthäus 26,1-5; Markus 14,1-2; Lukas 22,1-2

Es waren nur noch zwei Tage bis zum Passafest und der darauf folgenden Festwoche der "Ungesäuerten Brote". Jesus hatte seine Reden abgeschlossen und sagte zu den Jüngern: "Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Passafest beginnt. Dann wird der Menschensohn ausgeliefert und ans Kreuz genagelt werden."

Die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer suchten immer noch nach einer Gelegenheit, Jesus festnehmen zu können. Etwa um diese Zeit kamen sie mit den Ältesten des Volkes im Palast des Hohen Priesters Kajafas zusammen und fassten den Beschluss, ihn heimlich festzunehmen und dann zu töten. "Auf keinen Fall darf es während des Festes geschehen", sagten sie, "sonst gibt es einen Aufruhr im Volk."

Balsamierung zu Tisch
Matthäus 26,6-13; Markus 14,3-9; Johannes 12,2-8

Jesus war in Betanien bei Simon dem Aussätzigen zu Gast. Dort wurde Jesus zu Ehren ein Festmahl gegeben. Marta bediente und Lazarus lag mit den anderen zu Tisch(a). Während des Essens kam eine Frau herein, die ein Alabastergefäß(b) mit einem Pfund(c) sehr kostbarem Nardenöl(d) mitbrachte. Es war Maria. Sie brach den Hals des Fläschchens ab und goss Jesus das Öl über den Kopf und salbte Jesus auch die Füße damit. Dann tupfte sie diese mit ihrem Haar ab. Der Duft des Salböls erfüllte das ganze Haus.

(a) Bei festlichen Anlässen lag man auf Polstern, die um einen niedrigen Tisch in der Mitte gruppiert waren. Man stützte sich auf den linken Ellbogen und langte mit der rechten Hand zu. Die Füße waren nach hinten vom Tisch weg ausgestreckt.
(b) Alabaster war ein marmorähnlicher Gips, der sich leicht bearbeiten und gut polieren ließ. Er wurde deshalb gern zu henkellosen Gefäßen für Salben verarbeitet.
(c) Das waren damals 327 Gramm.
(d) Narde ist eine duftende aromatische Pflanze, die in den Bergen des Himalaja in Höhen zwischen 3500 und 5000 Meter wächst. Mit dem aus der indischen Narde gewonnenen Öl wurde schon zur Zeit Salomos gehandelt.

Einige der Jünger am Tisch waren empört. "Was soll diese Verschwendung?", sagten sie zueinander und machten der Frau heftige Vorwürfe. Und einer von den Jüngern sagte ärgerlich - es war Judas, der Jesus später verriet: "Warum hat man dieses Salböl nicht verkauft? Man hätte dreihundert Denare(e) dafür bekommen und das Geld den Armen geben können." Er sagte das nicht etwa, weil er sich um die Armen sorgte, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und bediente sich daraus.

(e) Ein guter Jahresverdienst eines Arbeiters.

Jesus merkte es und sagte: "Lass sie in Ruhe! Warum macht ihr es der Frau so schwer? Warum bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Arme wird es immer bei euch geben und sooft ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun. Aber mich habt ihr nicht mehr lange bei euch. Als sie das Öl über mich goss, hat sie meinen Körper im Voraus zum Begräbnis gesalbt. Und ich versichere euch: Überall in der Welt, wo man die gute Botschaft predigen wird, wird man auch von dem reden, was diese Frau getan hat."

Vom Dieb zum Verräter
Matthäus 26,14-16; Markus 14,10-11; Lukas 22,3-6

Da fuhr der Satan in Judas, der zu den zwölf Jüngern gehörte und Sikarier genannt wurde. Er ging zu den Hohen Priestern und den Hauptleuten der Tempelwache und sagte: "Was gebt ihr mir, wenn ich euch Jesus ausliefere?" Sie waren hocherfreut, als sie das hörten und versprachen ihm dreißig Silberstücke(a) als Belohnung. Judas war einverstanden. Dann machte er ihnen einen Vorschlag, wie er ihn an sie ausliefern könnte. Sie zahlten ihm das Geld, und von da an suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, Jesus an sie auszuliefern, ohne dass das Volk etwas merkte.

(a) Wahrscheinlich waren es Stater, Vierdrachmenstücke, wie sie für die Bezahlung der Tempelsteuer verwendet wurden. Der Wert betrug dann etwa 120 Denare oder Tageslöhne.

Festvorbereitungen
Matthäus 26,17-19; Markus 14,12-16; Lukas 22,7-13

Am ersten Tag der Festwoche der "Ungesäuerten Brote", an dem die Passalämmer geschlachtet wurden, fragten die Jünger Jesus: "Wo sollen wir das Passamahl für dich vorbereiten?" Jesus sagte zu Petrus und Johannes: "Geht in die Stadt und bereitet das Passamahl für uns vor!" - "Wo sollen wir das tun?", fragten sie. "Hört zu! Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr einen Mann sehen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht und sagt dort zu dem Hausherrn: 'Unser Rabbi lässt sagen: Meine Zeit ist gekommen. Ich will mit meinen Jüngern bei dir das Passamahl feiern. Wo ist der Raum, in dem ich das tun kann?'" Er wird euch einen großen Raum im Obergeschoss zeigen, der für das Festmahl mit Polstern ausgestattet und hergerichtet ist. Dort bereitet alles für uns vor!" Die beiden Jünger machten sich auf den Weg in die Stadt und fanden alles genauso, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passa vor.

Dem Verräter die Füße gewaschen
Markus 14,17; Johannes 13,1-20

Am Abend kam Jesus mit den Zwölf. Das Passafest stand jetzt unmittelbar bevor. Jesus wusste, dass die Zeit für ihn gekommen war, diese Welt zu verlassen und zum Vater zu gehen. Nun bewies er den Seinen in dieser Welt das ganze Ausmaß seiner Liebe. Es war beim Abendessen. Der Teufel hatte den Sikarier Judas Ben-Simon schon zu dem Plan verleitet, Jesus zu verraten. Jesus aber wusste, dass der Vater ihm uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und bald wieder zu Gott zurückkehren würde. Er stand vom Tisch auf, zog sein Obergewand aus und band sich ein Leinentuch um. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Tuch abzutrocknen, das er sich umgebunden hatte. Als er zu Simon Petrus kam, wehrte der ab und sagte: "Herr, du willst mir die Füße waschen?" Jesus erwiderte ihm: "Was ich tue, verstehst du jetzt nicht. Du wirst es aber später begreifen." - "Nie und nimmer wäschst du mir die Füße!", widersetzte sich Petrus. Doch Jesus antwortete: "Wenn ich sie dir nicht wasche, hast du keine Gemeinschaft mit mir!" - "Dann, Herr, wasch mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf!", sagte Simon Petrus. Jesus entgegnete: "Wer gebadet hat, ist ganz rein, er muss sich später nur noch die Füße waschen. Ihr seid rein, allerdings nicht alle." Jesus wusste nämlich, wer ihn verraten würde. Darum hatte er gesagt: "Nicht alle von euch sind rein."

Nachdem Jesus ihnen die Füße gewaschen hatte, zog er sich das Obergewand wieder an und legte sich an seinen Platz am Tisch. "Versteht ihr, was ich eben gemacht habe? Ihr nennt mich Rabbi und Herr. Das ist auch in Ordnung so, denn ich bin es ja. Wenn nun ich, der Herr und der Rabbi, euch die Füße gewaschen habe, dann seid auch ihr verpflichtet, euch gegenseitig die Füße zu waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr genauso handelt. Ja, ich versichere euch: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr und ein Gesandter nicht größer als sein Auftraggeber. Das wisst ihr jetzt. Nun handelt auch danach, denn das ist der Weg zum wahren Glück."

"Doch ich rede nicht von euch allen. Ich kenne alle, die ich erwählt habe, aber was die Schrift sagt, muss sich erfüllen: 'Der, der mein Brot isst, tritt nach mir.'(a) Ich sage euch das schon jetzt, bevor es eintrifft, damit ihr dann, wenn es geschieht, nicht daran irre werdet, dass ich wirklich der bin, der ich bin. Ich versichere euch und verbürge mich dafür: Wer einen Menschen aufnimmt, den ich senden werde, nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat."

(a) Psalm 41,10

Entlarvung des Verräters
Matthäus 26,20-25; Markus 14,18-21; Lukas 22,14-18.21-23; Johannes 13,21-30

Als es dann soweit war, legte sich Jesus mit den Aposteln zu Tisch(b)."Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passa mit euch zu feiern, bevor ich leiden muss. Denn ich sage euch: Ich werde dieses Fest nicht mehr feiern, bis es im Reich Gottes seine volle Erfüllung findet." Dann nahm er einen Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und sagte: "Nehmt ihn und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch: Bis zu dem Tag, an dem Gott seine Herrschaft aufrichtet, werde ich vom Saft der Reben nichts mehr trinken."

(b) Bei festlichen Anlässen lag man auf Polstern, die um einen niedrigen Tisch in der Mitte gruppiert waren. Man stützte sich auf den linken Ellbogen und langte mit der rechten Hand zu. Die Füße waren nach hinten vom Tisch weg ausgestreckt.

Während der Mahlzeit sagte Jesus im Innersten erschüttert: "Ich versichere euch: Einer von euch wird mich verraten, einer, der hier mit mir isst." Die Jünger blickten sich ratlos an und konnten sich nicht denken, wen er meinte. Sie fingen an, sich gegenseitig zu fragen, wer von ihnen es wohl sei, der so etwas tun könnte. Sie waren so bestürzt, dass einer nach dem anderen ihn fragte: "Das bin doch nicht ich, Herr?" - "Es ist einer von euch zwölf", sagte Jesus, "einer, der mit mir das Brot in die Schüssel taucht. Der Menschensohn geht zwar den Weg, der ihm in der Schrift vorausgesagt ist; doch für seinen Verräter wird es furchtbar sein. Für diesen Menschen wäre es besser, er wäre nie geboren. Da sagte auch Judas, der Verräter, zu ihm: "Ich bin es doch nicht etwa, Rabbi?" - "Doch", antwortete Jesus, "du bist es."

Der Jünger, den Jesus besonders lieb hatte, lag direkt neben ihm zu Tisch. Diesem Jünger gab Petrus einen Wink, er solle fragen, von wem er reden würde. Da lehnte sich der Jünger etwas zurück an die Brust von Jesus(c) und fragte: "Herr, wer ist es?" - "Ich werde ein Stück Brot in die Schüssel tauchen", erwiderte Jesus, "und es dem geben, der es ist." Er nahm ein Stück Brot, tauchte es in die Schüssel und gab es Judas Ben-Simon, dem Sikarier.

(c) Das erklärt sich von der damaligen Tischsitte her. Johannes lag praktisch "vor" Jesus (siehe Fußnote zu Kapitel 12,2).

Als Judas das Brotstück genommen hatte, fuhr der Satan in ihn und nahm ihn in Besitz. Jesus sagte zu ihm: "Beeile dich und tue, was du tun willst!" Keiner von denen, die mit zu Tisch lagen, verstand, weshalb er das zu ihm gesagt hatte. Weil Judas die Kasse verwaltete, dachten einige, Jesus habe ihn aufgefordert, noch einige Einkäufe für das Fest zu machen oder ihn beauftragt, den Armen etwas zu bringen. Als Judas den Bissen gegessen hatte, ging er sofort hinaus in die Nacht.

Das Abendmahl
Matthäus 26,26-29; Markus 14,22-25; Lukas 22,19-20; Johannes 13,31-32; 1. Korinther 11,23-25

Nachdem Judas den Raum verlassen hatte, sagte Jesus: "Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit sichtbar und auch die Herrlichkeit Gottes wird durch ihn offenbar. Und wenn der Menschensohn die Herrlichkeit Gottes sichtbar gemacht hat, dann wird auch Gott die Herrlichkeit des Menschensohnes offenbar machen. Das wird bald geschehen.

Noch während sie aßen, nahm Jesus ein Fladenbrot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es seinen Jüngern mit den Worten: "Nehmt und esst, das ist mein Leib für euch. Tut das immer wieder, um euch an mich zu erinnern!"

Nachdem sie gegessen hatten, nahm er in gleicher Weise den Becher, sprach das Dankgebet, und gab ihn den Jüngern sagte: "Trinkt alle daraus! Dieser Becher steht für den neuen Bund der mit meinem Blut besiegelt wird, dem Blut, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird. Sooft ihr trinkt, tut es zu meinem Gedächtnis!" Sie tranken alle daraus. Dann fuhr er fort: "Ich versichere euch, dass ich bis zu dem Tag, an dem Gott seine Herrschaft aufrichtet, keinen Wein mehr trinken werde. Dann allerdings, im Reich meines Vaters, werde ich neuen Wein mit euch trinken."

Wer ist der Größte?
Lukas 22,24-30; Johannes 13,33-35

Es kam auch zu einem Streit unter ihnen über die Frage, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da sagte Jesus: "In der Welt herrschen die Könige über ihre Völker, und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Doch bei euch soll es nicht so sein. Im Gegenteil: Der Größte unter euch soll sich auf eine Stufe mit dem Geringsten stellen und der Führer sei wie ein Diener. Wer ist denn größer: der, der zu Tisch liegt oder der, der ihn bedient? Natürlich der am Tisch! Aber ich bin unter euch wie ein Diener. Doch ihr seid in allem, was ich durchmachen musste, treu bei mir geblieben. Dafür werde ich euch an der Herrschaft beteiligen, die mir mein Vater übertragen hat. Ihr werdet in meinem Reich an meinem Tisch essen und trinken und auf Thronen sitzen, um die zwölf Stämme Israels zu richten."

Ich bin nicht mehr lange bei euch, meine Kinder. Ihr werdet mich suchen, aber was ich schon den Juden sagte, muss ich auch euch sagen: Da, wo ich hingehe, könnt ihr nicht mitkommen. Ich gebe euch jetzt ein neues Gebot: Liebt einander! Genauso wie ich euch geliebt habe, sollt ihr einander lieben! An eurer Liebe zueinander werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid."

Erfüllte Weissagungen
Matthäus 26,31-35; Markus 14,27-31; Lukas 22,31-38; Johannes 13,36-38

"Herr", sagte Simon Petrus, "wo gehst du hin?" - "Wo ich hingehe", erwiderte Jesus, "dahin kannst du jetzt nicht mitkommen. Aber später wirst du mir dorthin nachfolgen." - "Herr", entgegnete Petrus, "warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich bin auch bereit, für dich zu sterben."

"In dieser Nacht werdet ihr mich alle verlassen", sagte Jesus zu ihnen, "denn es steht geschrieben: 'Ich werde den Hirten erschlagen und die Schafe werden sich zerstreuen.'(a) Aber nach meiner Auferstehung werde ich euch nach Galiläa vorausgehen."

(a) Sacharja 13,7

Da sagte Petrus zu ihm: "Und wenn alle an dir irre werden - ich werde dich nie verlassen!" Dann sagte der Herr: "Simon, Simon, der Satan hat euch haben wollen, um euch durchsieben zu können wie den Weizen. Doch ich habe für dich gebetet, dass du deinen Glauben nicht verlierst. Wenn du also später umgekehrt und zurechtgekommen bist, stärke den Glauben deiner Brüder!"

"Herr", sagte Petrus, "ich bin bereit mit dir ins Gefängnis und sogar in den Tod zu gehen." - "Dein Leben willst du für mich lassen?", erwiderte Jesus. "Ja, ich versichere dir: Noch heute Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich überhaupt zu kennen." - "Nein!", erklärte Petrus mit aller Entschiedenheit. "Und wenn ich mit dir sterben müsste! Niemals werde ich dich verleugnen!" Das Gleiche beteuerten auch alle anderen.

Dann fragte Jesus die Jünger: "Als ich euch ohne Geldbeutel, Vorratstasche und Sandalen aussandte, habt ihr da etwas entbehren müssen?" - "Nein, gar nichts", antworteten sie. "Aber jetzt", sagte er, "nehmt Geldbeutel und Vorratstasche mit, wenn ihr sie habt. Und wer nichts davon hat, soll seinen Mantel verkaufen und sich ein Schwert kaufen. Denn auch das folgende Schriftwort muss sich noch an mir erfüllen: 'Er wurde zu den Aufrührern gerechnet.'(a) Doch alles, was mich betrifft, ist jetzt bald vollendet." Die Jünger sagten: "Herr, hier sind zwei Schwerter." - "Das genügt", sagte er.

(a) Jesaja 53,12

Vertrauen!
Johannes 14,1-14

"Lasst euch nicht in Verwirrung bringen. Glaubt an Gott und glaubt auch an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann etwa gesagt: 'Ich gehe jetzt hin, um den Platz für euch vorzubereiten.'? Und wenn ich hingegangen bin und euch den Platz vorbereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir holen, damit auch ihr da seid, wo ich bin. Den Weg dorthin kennt ihr ja." - "Herr", sagte Thomas, "wir wissen nicht einmal wo du hingehst. Wie sollen wir da den Weg dorthin kennen?" - "Ich bin der Weg!", antwortete Jesus. "Ich bin die Wahrheit und das Leben! Zum Vater kommt man ausschließlich durch mich. Wenn ihr erkannt habt, wer ich bin, dann habt ihr auch meinen Vater erkannt. Schon jetzt erkennt ihr ihn und habt ihn bereits gesehen." - "Herr, zeige uns den Vater", sagte Philippus, "das genügt uns". "So lange bin ich schon bei euch, Philippus, und du kennst mich immer noch nicht?", tadelte Jesus ihn. "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen! Wie kannst du da sagen: 'Zeige uns den Vater!'? Glaubst du denn nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Was ich zu euch gesprochen habe, stammt doch nicht von mir. Der Vater, der in mir ist, handelt durch mich. Es ist sein Werk! Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist! Wenn aber nicht, dann glaubt wenigstens aufgrund dessen, was ich getan habe! Ja, ich versichere euch: Wer mir vertraut und glaubt, wird auch solche Dinge tun, ja sogar noch größere Taten vollbringen. Denn ich gehe zum Vater, und alles, worum ihr dann in meinem Namen bittet, werde ich tun. Denn so wird der Vater im Sohn geehrt. Was ihr also in meinem Namen erbittet, werde ich tun."

Der Stellvertreter
Matthäus 26,30; Markus 14,26; Johannes 14,15-31

"Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote befolgen. Und ich werde den Vater bitten, dass er euch an meiner Stelle einen anderen Beistand gibt, der für immer bei euch bleibt. Das ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt. Aber ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht allein und verwaist zurücklassen. Ich komme zu euch! Es dauert nur noch eine kurze Zeit, dann wird die Welt mich nicht mehr sehen. Ihr aber werdet mich sehen. Und weil ich lebe, werdet auch ihr leben. Wenn dieser Tag kommt, werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir seid und ich in euch. Wer meine Gebote kennt und sie befolgt, der liebt mich wirklich. Und wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. Und ich werde ihn lieben und mich ihm zu erkennen geben."

Da fragte ihn Judas (nicht der Sikarier): "Herr, wie kommt es, dass du dich nur uns zu erkennen geben willst und nicht der Welt?" - "Wenn jemand mich liebt", gab Jesus ihm zur Antwort, "wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben und wir werden kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, wird sich nicht nach meinen Worten richten - und dabei kommen die Worte, die ihr gehört habt, nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

Ich habe euch das gesagt, solange ich noch bei euch bin. Aber der Beistand, den der Vater in meinem Namen senden wird, der Heilige Geist, wird euch alles weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Was ich euch hinterlasse, ist mein Frieden. Ich gebe euch einen Frieden wie die Welt ihn nicht geben kann. Lasst euch nicht in Verwirrung bringen, habt keine Angst. Denkt an das, was ich euch gesagt habe: Ich gehe weg und komme wieder zu euch. Wenn ihr mich wirklich liebt, dann werdet ihr euch für mich freuen, weil ich jetzt zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich. Ich habe euch das alles im Voraus gesagt damit ihr dann, wenn es geschieht, im Glauben fest bleibt. Viel werde ich nicht mehr mit euch reden können, denn der Herrscher dieser Welt ist schon gegen mich unterwegs. Er wird zwar nichts an mir finden, aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und das tue, was er mir aufgetragen hat. Steht auf, wir wollen gehen!" Als sie dann ein Loblied gesungen hatten, gingen sie zum Ölberg hinaus.

Im Hof
Johannes 15,1-8

"Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er weg, und jede, die Frucht bringt, schneidet er zurück und reinigt sie so, damit sie noch mehr Frucht bringt. Ihr allerdings seid durch das Wort, das ich euch verkündigt habe, schon rein. Bleibt in mir, und ich bleibe in euch! Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht bringen; sie muss am Weinstock bleiben. Auch ihr könnt keine Frucht bringen, wenn ihr nicht mit mir verbunden bleibt. Ich, ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich dann auch in ihm, trägt viel Frucht. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts ausrichten. Wenn jemand nicht mit mir verbunden bleibt, wird es ihm ergehen wie den unfruchtbaren Reben, die man auf einen Haufen wirft und verbrennt. Er wird weggeworfen und verdorrt. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann könnt ihr bitten, um was ihr wollt: Ihr werdet es bekommen. Die Herrlichkeit meines Vaters wird ja dadurch sichtbar, dass ihr viel Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist.

Liebe und Hass
Johannes 15,9-16,4

"Ich habe euch genauso geliebt, wie der Vater mich geliebt hat. Bleibt in meiner Liebe! Ihr bleibt darin, wenn ihr meine Gebote haltet. Auch ich habe immer die Gebote meines Vaters gehalten und bin so in seiner Liebe geblieben. Ich habe euch das gesagt, damit auch ihr von meiner Freude erfüllt werdet. Ja, eure Freude soll vollkommen sein! Mein Gebot an euch lautet: 'Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe!' Die größte Liebe beweist der, der sein Leben für seine Freunde hingibt.

Und ihr seid meine Freunde - falls ihr meine Gebote befolgt. Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Sklaven. Denn ein Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Aber ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Ich habe euch dazu bestimmt, hinzugehen und Frucht zu tragen - Frucht, die Bestand hat. Wenn ihr dann den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben. 'Liebt euch gegenseitig!', das ist mein Gebot.

Wenn die Welt euch hasst, denkt daran, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr zur Welt gehören würdet, würde sie euch als ihre Kinder lieben. Doch ihr gehört nicht zur Welt, denn ich habe euch ja aus der Welt heraus erwählt. Das ist der Grund, warum sie euch hasst. Denkt an das, was ich euch gesagt habe: 'Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr'. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie auf mein Wort gehört haben, werden sie auch auf das eure hören.

Aber alles, was sie euch antun, ist gegen meinen Namen gerichtet, denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat. Sie hätten keine Schuld, wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte. Doch so haben sie keine Entschuldigung mehr für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Sie hätten keine Schuld, wenn ich nicht die Wunder unter ihnen getan hätte, die noch kein Mensch getan hat. Doch jetzt haben sie diese Dinge gesehen und hassen mich trotzdem, mich und meinen Vater. Aber das musste so kommen, damit sich erfüllen würde, was in ihrem Gesetz steht: 'Sie haben mich ohne Grund gehasst.'(a)

(a) Psalm 35,19; 69,5

Wenn dann der Beistand gekommen ist, wird er mein Zeuge sein. Es ist der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht. Ich werde ihn zu euch senden, wenn ich beim Vater bin. Aber auch ihr seid meine Zeugen, weil ihr von Anfang an bei mir gewesen seid.

Ich habe euch das gesagt, damit ihr nicht an mir irre werdet. Man wird euch aus den Synagogen ausschließen. Ja es kommt sogar eine Zeit, in der die, die euch töten, meinen, Gott einen Dienst damit zu tun. Sie werden euch das antun, weil sie weder den Vater noch mich kennen. Ich habe euch das gesagt, damit ihr euch, wenn die Zeit dafür gekommen ist, an meine Worte erinnert."

Traurigkeit wird zur Freude
Johannes 16,5-33

"Bisher habe ich nicht mit euch darüber gesprochen, weil ich ja bei euch war. Aber jetzt gehe ich zu dem zurück, der mich gesandt hat. Doch keiner von euch fragt mich, wohin ich gehe. Stattdessen hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Doch glaubt mir: Es ist das Beste für euch, wenn ich fortgehe. Denn wenn ich nicht wegginge, käme der Beistand nicht zu euch. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen. Er wird den Menschen die Augen öffnen über Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Ihre Sünde besteht darin, dass sie nicht an mich glauben. Die Gerechtigkeit erweist sich dadurch, dass ich zum Vater gehe, und ihr mich nicht mehr sehen werdet. Und das Gericht werden sie daran erkennen, dass der Fürst dieser Welt schon verurteilt ist.

Ich hätte euch noch so viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. Wenn dann jedoch der Geist der Wahrheit gekommen ist, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn er wird nicht seine eigenen Anschauungen vertreten, sondern euch nur sagen, was er gehört hat und euch verkündigen, was die Zukunft bringt. Er wird meine Herrlichkeit sichtbar machen, denn was er euch verkündigt, hat er von mir empfangen. Alles, was der Vater hat, gehört ja auch mir. Deshalb habe ich gesagt: Was er euch verkündigen wird, hat er von mir."

"Es dauert nur noch ein wenig, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Doch eine Weile danach werdet ihr mich wieder sehen." - "Wie sollen wir das verstehen?", sagten einige seiner Jünger zueinander. 'Es dauert nur noch ein wenig, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Doch eine Weile danach werdet ihr mich wieder sehen.' Und was bedeutet: 'Ich gehe zum Vater.'?" Sie überlegten hin und her: "Was ist das für eine 'kleine Weile', von der er gesprochen hat? Wir verstehen nicht, was er damit meint." Jesus merkte, dass sie ihn fragen wollten und sagte: "Überlegt ihr miteinander, was ich damit meinte: 'Es dauert nur noch ein wenig, dann werdet ihr mich nicht mehr sehen. Doch eine Weile danach werdet ihr mich wieder sehen'? Ja, ich versichere euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein, doch eure Trauer wird sich in Freude verwandeln. Wenn eine Frau ein Kind bekommt, macht sie bei der Geburt Schweres durch. Wenn das Kind jedoch geboren ist, werden vor der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist, alle Schmerzen vergessen. Auch ihr seid jetzt traurig, aber ich werde euch wiedersehen. Dann wird euer Herz voller Freude sein, die euch niemand wegnehmen kann. Wenn es soweit ist, werdet ihr mich nichts mehr fragen müssen. Ja, ich versichere euch: Wenn ihr dann den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet nur - ihr werdet es bekommen. Und dann wird eure Freude vollkommen sein.

Ich habe euch das alles in Bildern gesagt. Aber es kommt eine Zeit, in der ich nicht mehr in Rätseln zu euch rede, sondern offen über den Vater sprechen werde. Dann werdet ihr ihn in meinem Namen bitten. Ich sage nicht, dass ich dann den Vater für euch bitten werde, denn der Vater selbst hat euch lieb. Denn ihr liebt mich ja und glaubt, dass ich von Gott gekommen bin. Ja, ich bin vom Vater aus in die Welt gekommen und ich werde die Welt verlassen und zum Vater zurückkehren."

Da sagten seine Jünger: "Endlich sprichst du offen und nicht mehr in Rätselworten. Jetzt verstehen wir, dass du alles weißt und unsere Fragen kennst, bevor wir sie stellen. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist." - "Jetzt glaubt ihr?", sagte Jesus. "Passt auf, es kommt die Zeit - sie ist sogar schon da - wo ihr auseinanderlaufen werdet, jeder auf einem anderen Weg. Und ihr werdet mich allein lassen. Aber ich bin nicht allein; der Vater ist ja bei mir. Ich habe euch das gesagt, damit ihr in meinem Frieden geborgen seid. In der Welt wird man Druck auf euch ausüben. Aber verliert nicht den Mut! Ich habe die Welt besiegt!"

Jesus betet
Johannes 17

Nachdem Jesus das gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und betete: "Vater, die Stunde ist gekommen. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit auch der Sohn deine Herrlichkeit offenbar machen kann. Du hast ihm die Macht über alle Menschen anvertraut, damit er denen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ewige Leben bedeutet ja, dich zu erkennen, den einzigen wahren Gott, und Jesus Christus, den du in die Welt gesandt hast. Ich habe deine Herrlichkeit hier auf der Erde sichtbar gemacht. Ich habe das Werk vollendet, das du mir aufgetragen hast. Vater, gib mir erneut die Herrlichkeit, die ich schon vor Erschaffung der Welt bei dir hatte.

Ich habe dich den Menschen bekannt gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten schon immer dir, und du hast sie mir gegeben. Sie haben sich nach deinem Wort gerichtet. Sie wissen jetzt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. Denn ich habe ihnen das weitergegeben, was du mir gesagt hast. Und sie haben es angenommen und erkannt, dass ich wirklich von dir gekommen bin. Sie glauben auch daran, dass du mich gesandt hast.

Für sie bete ich. Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast, denn sie gehören dir. Alles, was mir gehört, gehört auch dir, und was dir gehört, gehört auch mir. Durch sie wird meine Herrlichkeit offenbar. Bald bin ich nicht mehr in der Welt, ich komme ja zu dir, Vater, du heiliger Gott. Sie aber sind noch in der Welt. Bewahre sie durch die Macht, die du mir gegeben hast, die Macht deines Namens, damit sie eins sind so wie wir. So lange ich bei ihnen war, habe ich sie durch die Macht deines Namens bewahrt. Ich habe über sie gewacht, dass nicht einer von ihnen verloren ging - außer dem, der den Weg des Verderbens gegangen ist, so wie es die Schrift vorausgesagt hat.

Doch jetzt komme ich zu dir. Aber dies alles wollte ich sagen, so lange ich noch hier in der Welt bin, damit sie ganz von meiner Freude erfüllt sind. Ich habe ihnen dein Wort weitergegeben und nun hasst sie die Welt. Denn sie gehören nicht zu ihr, so wenig wie ich zur Welt gehöre. Ich bitte dich nicht darum, sie aus der Welt wegzunehmen, aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren. Sie gehören genauso wenig zur Welt wie ich. Führe sie durch die Wahrheit ganz auf deine Seite! Dein Wort ist Wahrheit. So wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und für sie gebe ich mich dir hin, damit auch sie durch die Wahrheit dir hingegeben sind.

Ich bitte aber nicht nur für sie, sondern auch für die Menschen, die durch ihr Wort an mich glauben werden. Ich bete, dass sie alle eins sind, und zwar so wie du, Vater in mir bist und ich in dir, so sollen sie in uns eins sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen die Herrlichkeit geschenkt, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, so wie wir eins sind - ich in ihnen und du in mir, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt und sie geliebt hast so wie ich von dir geliebt bin. Vater, ich möchte, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen nämlich meine Herrlichkeit sehen können, die du mir gegeben hast, weil du mich liebtest - schon vor Erschaffung der Welt.

Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht, aber ich kenne dich und diese hier haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde das auch weiterhin tun. Ich tue das, damit die Liebe, die du zu mir hast, auch sie erfüllt und ich selbst in ihnen bin.

Getsemane
Matthäus 26,36-46; Markus 14,32-42; Lukas 22,39-46; Johannes 18,1

Nach diesem Gebet verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt und ging wie gewohnt zum Ölberg. Sie überquerten den Kidronbach(a) und gingen in einen Olivenhain namens Getsemani, der sich auf der anderen Seite des Tals befand.

(a) Bach, der im Winter das gleichnamige Tal durchfließt, das den Tempelberg vom Ölberg trennt. Im Sommer ist das Tal trocken.

Als er dort war, sagte er zu seinen Jüngern: "Setzt euch hier her und wartet, bis ich gebetet habe! Betet darum, dass ihr nicht in Versuchung geratet."

Petrus, Jakobus und Johannes jedoch nahm er mit. Auf einmal wurde er von schrecklicher Angst und von Grauen gepackt und sagte zu ihnen: "Die Qualen meiner Seele bringen mich fast um. Bleibt hier und wacht!" Er ging noch ein paar Schritte weiter, um zu beten. Ungefähr einen Steinwurf weit zog er sich von den Jüngern zurück. Er kniete sich hin, warf sich nieder, mit dem Gesicht zur Erde und bat Gott, ihm diese Leidensstunde zu ersparen, wenn es möglich wäre. "Abba(b), Vater", sagte er, "dir ist alles möglich. Lass diesen bitteren Leidenskelch an mir vorübergehen! Aber nicht, wie ich will, sondern wie du willst."

(b) Abba ist aramäisch und heißt(lieber) Vater. Es wurde als Anrede im Familienkreis gebraucht.

Als er zurückkam, fand er die Jünger schlafend. "Simon", sagte er zu Petrus, "du schläfst? Konntest du nicht eine einzige Stunde mit mir wachen? Seid wachsam und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt! Der Geist ist willig, aber der Körper ist schwach."

Danach ging er ein zweites Mal weg und betete: "Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann geschehe dein Wille!" Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Jesus betete mit solcher Anspannung, dass sein Schweiß wie Blut auf den Erdboden tropfte.(b)

(b) Die letzten beiden Sätze fehlen zwar in mehreren alten Handschriften, werden aber schon sehr früh von Kirchenvätern zitiert.

Als er vom Gebet aufstand und wieder zu den Jüngern kam, fand er sie vor Kummer eingeschlafen. Sie konnten ihre Augen vor Müdigkeit nicht offen halten und wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. "Wie könnt ihr nur schlafen?", sagte er. "Steht auf und betet, dass ihr nicht in Versuchung geratet!"

Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete zum dritten Mal dasselbe. Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte zu ihnen: "Schlaft ihr denn immer noch? Ruht ihr euch immer noch aus? Genug damit, es ist soweit! Die Stunde ist gekommen. Jetzt wird der Menschensohn den Sündern in die Hände gegeben. Steht auf, lasst uns gehen! Der Verräter ist schon da."

Jesus verhaftet
Matthäus 26,47-56; Markus 14,43-52; Lukas 22,47-53; Johannes 18,2-11

Kaum hatte er das gesagt, tauchte eine große Schar von Männern auf, an ihrer Spitze Judas, einer der Zwölf. Weil Jesus oft mit seinen Jüngern dort gewesen war, kannte auch der Verräter Judas den Platz. Er kam jetzt dorthin und wurde von einem Trupp Soldaten begleitet, die im Dienst der Römer standen, und von Männern der Tempelwache, die ihm die Hohen Priester, die Ältesten, die Gesetzeslehrer und Pharisäer zur Verfügung gestellt hatten. Sie waren bewaffnet und trugen Schwerter und Knüppel, Laternen und Fackeln.

Jesus wusste, was nun mit ihm geschehen würde und ging ihnen bis vor den Eingang des Gartens entgegen. "Wen sucht ihr?", fragte er sie. "Jesus von Nazaret", gaben sie ihm zur Antwort. "Ich bin es", sagte er. Der Verräter Judas stand bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sagte: "Ich bin es", wichen sie zurück und fielen zu Boden. Da fragte er sie noch einmal: "Wen sucht ihr?" - "Jesus von Nazaret", antworteten sie wieder. "Ich habe euch doch gesagt, dass ich es bin", entgegnete Jesus. "Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese hier gehen." So sollte sich das Wort erfüllen, das Jesus selbst gesagt hatte: "Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren."

Der Verräter hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet: "Der, den ich zur Begrüßung küssen werde, der ist es. Den müsst ihr festnehmen und gut bewacht abführen." Sobald sie angekommen waren, ging Judas auf Jesus zu und wollte ihn mit einem Kuss begrüßen. "Judas", sagte Jesus zu ihm, "mit einem Kuss verrätst du den Menschensohn?" Doch er rief:"Sei gegrüßt, Rabbi!", und küsste ihn. Jesus entgegnete ihm: "Dazu bist du gekommen, Freund?"

Da traten die Männer heran, packten Jesus und nahmen ihn fest. Als die, die bei Jesus waren, merkten, in welcher Absicht die Männer gekommen waren, fragten sie: "Herr, sollen wir kämpfen? Wir haben die Schwerter mitgebracht." Plötzlich zog Simon Petrus das Schwert, das er bei sich hatte, und hieb damit auf den Sklaven des Hohen Priesters ein, der Malchus hieß. Dabei schlug er ihm das rechte Ohr ab. Aber Jesus rief: "Hört auf damit! Steck das Schwert weg!". "Soll ich den Kelch etwa nicht austrinken, den mir der Vater gegeben hat?" - "Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durchs Schwert umkommen. Meinst du nicht, dass ich meinen Vater um Hilfe bitten könnte und er mir sofort mehr als zwölf Legionen(a) Engel stellen würde? Wie könnten sich dann aber die Aussagen der Schrift erfüllen, nach denen es so geschehen muss?" Und er berührte das Ohr und heilte den Mann.

(a) Legion war die größte römische Heereseinheit von etwa 6000 Mann.

Dann wandte sich Jesus an die Hohen Priester, die Offiziere der Tempelwache, die Ältesten und die Bewaffneten, die gegen ihn angerückt waren und sagte: "Bin ich denn ein Verbrecher, dass ihr mit Schwertern und Knüppeln auszieht, um mich zu verhaften? Ich war doch täglich bei euch im Tempel und lehrte dort. Da habt ihr mich nicht festgenommen. Aber es muss sich natürlich erfüllen, was in den Prophetenschriften über mich vorausgesagt ist. Das ist eure Stunde und die Zeit der Finsternismächte."

Da ließen ihn alle Jünger im Stich und flohen. Ein junger Mann allerdings folgte Jesus. Er hatte nur einen Leinenkittel über den bloßen Leib geworfen, und als man ihn packte, ließ er den Kittel fahren und rannte nackt davon.

Vor Hannas, dem Ex-Hohen Priester
Matthäus 26,57; Markus 14,53; Lukas 22,54; Johannes 18,12-14.24

Die Soldaten, ihr Befehlshaber und die Männer der jüdischen Tempelwache nahmen Jesus fest. Sie packten ihn, fesselten ihn, führten ihn ab und brachten ihn zuerst zu Hannas. Hannas war der Schwiegervater von Kajafas, der in jenem Jahr als Hoherpriester amtierte. Kajafas war es gewesen, der den Juden klargemacht hatte, dass es besser sei, wenn ein Einzelner für das Volk stirbt.

Inzwischen hatten sich im Palast des Hohen Priesters Kajafas die Ratsältesten und die Gesetzeslehrer versammelt und Hannas ließ Jesus gefesselt zu Kajafas bringen.

Petrus lügt
Matthäus 26,58.69-70; Markus 14,54.66-68; Lukas 22,54-57; Johannes 18,15-18

Simon Petrus und noch ein anderer Jünger folgten Jesus in weitem Abstand bis zum hohenpriesterlichen Palast. Dieser andere Jünger war mit dem Hohen Priester bekannt und konnte deshalb mit Jesus in den Palasthof hineingehen. Petrus musste draußen vor dem Tor stehen bleiben. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohen Priesters, wieder zurück, verhandelte mit der Sklavin, die den Pförtnerdienst verrichtete, und nahm Petrus dann mit hinein.

Es war kalt. Die Sklaven und die Diener hatten im Innenhof ein Kohlenfeuer angezündet und standen und saßen darum herum und wärmten sich. Petrus gesellte sich zu ihnen und wärmte sich ebenfalls. Er wollte sehen, wie alles ausgehen würde.

Da kam eine von den Dienerinnen des Hohen Priesters vorbei, es war die Torsklavin. Als sie Petrus wahrnahm, der sich am Feuer wärmte, sah sie ihn genauer an und meinte: "Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Mannes?" - "Nein", sagte Petrus, "das bin ich nicht". Doch sie blickte ihn scharf an und sagte: "Der hier war auch mit ihm zusammen! Du warst doch auch mit dem aus Galiläa zusammen, dem Jesus aus Nazareth!" Aber Petrus stritt es vor allen ab. "Ich kenne den Mann gar nicht! Ich weiß nicht, wovon du redest", sagte er "ich verstehe überhaupt nicht, was du willst!", und ging in den Vorhof hinaus. Da krähte ein Hahn.

Verhör
Lesetext: Johannes 18,19-23

Inzwischen begann der Hohepriester, Jesus über seine Lehre und seine Jünger zu befragen. Jesus erklärte: "Ich habe immer offen vor aller Welt geredet und nie im Geheimen gelehrt, sondern immer in den Synagogen und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen. Warum fragst du dann mich? Frag doch die, die mich gehört haben; sie wissen, was ich gesagt habe." Empört über diese Worte schlug ihn einer der dabeistehenden Wächter ins Gesicht und sagte: "Wie kannst du so mit dem Hohen Priester reden?" Jesus entgegnete: "Wenn ich etwas Unrechtes gesagt habe, dann beweise es mir! Bin ich aber im Recht, warum schlägst du mich dann?"

Petrus schwört
Matthäus 26,71-75; Markus 14,69-72; Lukas 22,58-62; Johannes 18,25-27

Kurz danach sah die Dienerin Petrus wieder dort stehen und sagte zu denen, die in der Nähe standen: "Das ist einer von ihnen!" Auch eine andere Dienerin sah ihn und sagte zu denen, die herumstanden: "Der war auch mit dem Jesus aus Nazaret zusammen." Jemand anders sagte ebenfalls: "Du musst auch einer von ihnen sein." - "Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?", wurde er dann direkt gefragt. "Nein, ich bin es nicht!", log Petrus und schwor: "Ich kennen den Mann überhaupt nicht!"

Etwa eine Stunde später behauptete ein Dritter: "Natürlich war der auch mit ihm zusammen, er ist ja auch ein Galiläer!" Kurz darauf fingen auch die Umstehenden an: "Sicher gehörst du zu ihnen; dein Dialekt verrät dich ja." Einer der Sklaven des Hohen Priesters, ein Verwandter von dem, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, hielt ihm entgegen: "Habe ich dich nicht dort im Garten bei ihm gesehen?" Wieder stritt Petrus es ab. Er begann zu fluchen und schwor: "Ich kenne den Mann überhaupt nicht, von dem ihr redet!"

In diesem Augenblick, noch während Petrus redete, krähte der Hahn zum zweiten Mal. Der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das, was Jesus zu ihm gesagt hatte: "Bevor der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und fing an, bitterlich zu weinen.

Vor dem Hohen Rat
Matthäus 26,59-68; 27,1-2; Markus 14,55-65; 15,1; Lukas 22,63-23,1

Währenddessen suchten die Hohen Priester und der ganze Hohe Rat nach einer Zeugenaussage gegen Jesus, die es rechtfertigen würde, ihn zum Tod zu verurteilen. Doch ihre Bemühungen waren vergeblich. Es sagten zwar viele falsche Zeugen gegen Jesus aus, aber ihre Aussagen stimmten nicht überein. Schließlich standen zwei falsche Zeugen auf und sagten: "Der da hat behauptet: 'Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen.' Ja, wir haben ihn sagen hören: 'Ich werde diesen Tempel, der von Menschenhand errichtet wurde, niederreißen und in drei Tagen einen anderen aufrichten, der nicht von Menschenhand erbaut ist.'" Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.

Da erhob sich der Hohepriester, trat in die Mitte und fragte Jesus: "Hast du nichts zu diesen Anklagen zu sagen? Wie stellst du dich dazu?" Aber Jesus schwieg und sagte kein Wort. "Wenn du der Messias bist, dann sag es uns!", forderten ihn die Mitglieder des Hohen Rates auf. Jesus erwiderte: "Wenn ich es euch sage, so würdet ihr mir doch nicht glauben, und wenn ich euch frage, antwortet ihr ja nicht. Doch von jetzt an wird der Menschensohn an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen." Da riefen sie alle: "Dann bist du also der Sohn Gottes?" - "Ihr sagt es", erwiderte er, "ich bin es." Da riefen sie: "Was brauchen wir noch Zeugen? Wir haben es ja selbst aus seinem Mund gehört!"

Darauf fragte ihn der Hohepriester noch einmal: "Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott: Bist du der Messias, der Sohn Gottes, oder nicht?" - "Ich bin es!", erwiderte Jesus. "Doch ich sage euch: In Zukunft werdet ihr den Menschensohn sehen, wie er an der rechten Seite des Allmächtigen sitzt und mit den Wolken des Himmels kommt."

Da zerriss der Hohepriester den Halssaum seines Gewandes und rief: "Er hat gelästert! Was brauchen wir noch Zeugen? Jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört! Was ist eure Meinung?" - "Schuldig!", riefen sie. "Er muss sterben!"

Dann spuckten sie Jesus ins Gesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Die Männer, die Jesus bewachten, trieben ihren Spott mit ihm und schlugen ihn. Sie verhüllten sein Gesicht und sagten: "Du bist ja ein Prophet. Sag uns doch, wer dich geschlagen hat!" Andere gaben ihm Ohrfeigen und höhnten: "Na, wer war es, Messias? Du bist doch ein Prophet!" Und noch viele andere Entwürdigungen musste er ertragen.

Früh am nächsten Morgen traten die Hohen Priester mit den Ratsältesten und den Gesetzeslehrern - also der ganze Hohe Rat - zusammen und fassten den offiziellen Beschluss gegen Jesus. Dann ließen sie ihn fesseln, führten ihn ab und übergaben ihn dem Pilatus(a).

(a) Von 26-36 n.Chr. Statthalter des römischen Kaisers für Judäa und Samaria.

Das Ende eines Verräters
Matthäus 27,3-10; Apostelgeschichte 1,18-19

Als Judas nun klar wurde, dass sein Verrat zur Verurteilung von Jesus geführt hatte, bereute er seine Tat und brachte den Hohen Priestern und Ältesten die dreißig Silberstücke zurück. "Ich habe gesündigt", sagte er. "Ich habe einen Unschuldigen verraten." - "Was geht uns das an?", erwiderten sie, "das ist deine Sache." Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Dann ging er weg.

Die Hohen Priester nahmen die Silberstücke an sich und sagten: "Das Geld darf man nicht zum Tempelschatz tun, weil Blut daran klebt." Sie beschlossen, den sogenannten "Töpferacker" dafür zu kaufen, als Friedhof für die Ausländer. Deshalb heißt dieses Stück Land heute noch "Blutacker". So erfüllte sich die Voraussage des Propheten Jeremia: "Sie nahmen die dreißig Silberstücke - die Summe, die er den Israeliten wert war - und kauften davon den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte."(b)

(b) Sacharja 11,12-13; Jeremia 19,1-13; 32,6-15. Der Wortlaut findet sich bei Sacharja. Doch es finden sich Parallelen zwischen den Gedanken des Matthäus und Jeremias. Es handelt sich um ein Mischzitat, bei dem nur der bekannteste der zitierten Autoren genannt wird.

Judas erhängte sich und stürzte kopfüber hinab so dass sein Leib zerschmettert wurde und die Eingeweide heraustraten. Alle Einwohner von Jerusalem haben davon erfahren und jenen Acker in ihrer Sprache 'Hakeldamach', das heißt 'Blutacker', genannt.

Erste Verhandlung vor Pilatus
Matthäus 27,11-14; Markus 15,2-5; Lukas 23,2-7; Johannes 18,28-38

Frühmorgens führten sie Jesus von Kajafas zum Prätorium, dem Amtssitz des römischen Statthalters. Sie selbst betraten das Amtsgebäude nicht, um sich nicht zu verunreinigen, denn sonst hätten sie nicht an den Mahlzeiten des Passa(c) teilnehmen dürfen. Deshalb kam Pilatus(d) zu ihnen heraus und fragte: "Was habt ihr gegen diesen Mann vorzubringen?" - "Wir hätten ihn nicht vorgeführt, wenn er kein Verbrecher wäre", gaben sie zurück. "Dann nehmt ihn doch und richtet ihn nach eurem Gesetz!", sagte Pilatus. "Wir dürfen ja niemand hinrichten", erwiderten sie. So sollte sich die Voraussage erfüllen, mit der Jesus die Art seines Todes angedeutet hatte.

(c) Das Passamahl selbst müssten sie wie Jesus schon am Vorabend eingenommen haben. Die Bemerkung des Johannes bezieht sich wahrscheinlich auf die mit dem Passafest verbundenen Tage der ungesäuerten Brote, die auch Passa genannt wurden (siehe Apostelgeschichte 12,3-4). Johannes könnte aber auch die feierliche Darbringung des Festessens (siehe 4. Mose 28,18-19) meinen. Die Theorie, dass Jesus wegen vermuteter Kalenderstreitigkeiten zwischen Pharisäern und Sadduzäern das Passa einen Tag früher gefeiert habe, lässt sich nicht nachweisen.
(d) Vom Kaiser in Rom eingesetzter Statthalter über Judäa und Samaria. Er war von 26-36 n.Chr. im Amt.

Dann trugen sie ihre Anklage vor: "Wir haben festgestellt, dass dieser Mann unser Volk verführt. Er hält die Leute davon ab, dem Kaiser Steuern zu zahlen und behauptet, der Messias, also ein König, zu sein."

Pilatus ging ins Prätorium zurück und ließ Jesus vorführen. "Bist du der König der Juden?", fragte er. "Bist du selbst auf diesen Gedanken gekommen oder haben andere dir das gesagt?", fragte Jesus zurück. "Bin ich etwa ein Jude?", entgegnete Pilatus. "Dein eigenes Volk und die Hohen Priester haben dich mir ausgeliefert. Was hast du getan?" - "Mein Reich ist nicht von dieser Welt", antwortete Jesus. "Wenn es so wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht in die Hände gefallen wäre. Aber wie gesagt, mein Königreich ist nicht von hier." - "Also bist du doch ein König", sagte Pilatus. "Du hast Recht", erwiderte Jesus, "ich bin ein König, ich bin dazu geboren. Und ich bin in die Welt gekommen, um für die Wahrheit einzustehen. Wem es um die Wahrheit geht, der hört auf mich." - "Wahrheit?", meinte Pilatus, "was ist das schon?"

Dann ging er wieder zu den Juden hinaus und erklärte: "Ich kann keine Schuld an ihm finden. Daraufhin brachten die Hohen Priester und Ältesten schwere Beschuldigungen gegen ihn vor. Doch Jesus gab keine Antwort. Pilatus fragte ihn: "Hast du nichts dazu zu sagen? Siehst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?" Aber zu seinem Erstaunen gab Jesus auch ihm keine einzige Antwort.

Doch die Juden bestanden auf ihren Anschuldigungen und erklärten: "Er wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre in ganz Judäa. Angefangen hat er damit in Galiläa und jetzt ist er bis hierher gekommen."

Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann aus Galiläa sei. Man bestätigte ihm, dass Jesus aus dem Herrschaftsbereich des Herodes Antipas stamme. Da ließ er ihn zu Herodes führen, der sich in diesen Tagen ebenfalls in Jerusalem aufhielt.

Vor Herodes
Lukas 23,8-12

Herodes freute sich sehr, als er Jesus sah, denn er wollte ihn schon lange einmal kennen lernen. Er hatte viel von ihm gehört und hoffte nun, eines seiner Wunder mitzuerleben. Er stellte ihm viele Fragen, aber Jesus gab ihm nicht eine Antwort. Dann standen die Hohen Priester und Gesetzeslehrer auf und klagten ihn scharf an. Schließlich begannen Herodes und seine Soldaten, Jesus zu verhöhnen. Sie trieben ihren Spott mit ihm und schickten ihn schließlich zu Pilatus zurück, nachdem sie ihm ein Prachtgewand umgehängt hatten. Pilatus und Herodes Antipas, die bisher verfeindet gewesen waren, wurden an diesem Tag Freunde.

Unschuldig verurteilt
Matthäus 27,15-31; Markus 15,6-20; Lukas 23,13-25; Johannes 18,39-19,16

Pilatus ließ die Hohen Priester, die anderen Ratsmitglieder und das Volk zusammenrufen und erklärte ihnen: "Ihr habt diesen Mann vor mich gebracht und behauptet, er würde das Volk aufhetzen. Nun, ich habe ihn in eurem Beisein verhört und keine einzige von euren Anklagen bestätigt gefunden. Auch Herodes hat nichts herausgefunden, sonst hätte er ihn nicht zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Der Mann hat nichts getan, wofür er den Tod verdient hätte. Darum werde ich ihn jetzt auspeitschen lassen und dann freigeben."

Nun war es üblich, dass der Statthalter jedes Jahr zum Passafest einen Gefangenen freiließ, den das Volk selbst bestimmen durfte. Damals saß gerade ein berüchtigter Aufrührer namens Jesus Barabbas(a) im Gefängnis, der bei einem Aufstand zusammen mit anderen einen Mord begangen hatte. Eine große Menschenmenge bedrängte nun Pilatus und bat ihn, wie üblich einen Gefangenen zu begnadigen. "Soll ich euch den König der Juden losgeben?", fragte Pilatus die Menge. Er wusste, dass die Hohen Priester ihm Jesus nur aus Neid ausgeliefert hatten. Da ging ein Aufschrei durch die Menge: "Weg mit ihm! Gib uns Barabbas frei!" Die Hohen Priester und Ratsältesten hatten die Menge aufgehetzt, lieber die Freilassung des Barabbas und die Hinrichtung von Jesus zu fordern. Doch Pilatus wollte Jesus freilassen und redete der Menge zu: "Wen soll ich euch losgeben - Jesus Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt?" - "Nein, den nicht!", schrien sie. "Wir wollen Barabbas!" - "Was soll ich dann mit Jesus tun, der Messias genannt wird?" - "Kreuzigen!", schrien sie alle.

(a) Barabbas heißt: Sohn des Vaters. Mehrere Handschriften haben auch seinen Vornamen verzeichnet: Jesus.

Da machte Pilatus noch einen dritten Versuch. "Was hat er denn verbrochen?", fragte er sie. "Ich habe keinen Grund für ein Todesurteil gefunden. Darum werde ich ihn auspeitschen lassen und anschließend freigeben." Doch sie schrien nur noch lauter: "Kreuzige ihn!" Pilatus wollte die Menge zufrieden stellen und gab ihnen den Barabbas frei. Jesus aber ließ er mit der schweren Lederpeitsche(a) geißeln.

(a) Die Peitsche der Römer hatte an einem Stock schmale Lederriemen, in die Bleistücke oder scharfe Knochensplitter eingeflochten waren. Die Zahl der Schläge war, anders als bei den Juden, unbegrenzt. Die Geißelung endete oft mit dem Tod des Gequälten.

Die Soldaten führten ihn in den Palast des Statthalters, das sogenannte Prätorium, und riefen die ganze Mannschaft zusammen. Sie zogen ihn aus und hängten ihm ein scharlachrotes Gewand um. Dann flochten sie eine Krone aus Dornenzweigen und setzten sie ihm auf. Schließlich drückten sie einen Stock in seine rechte Hand, salutierten und riefen: "Hoch lebe der Judenkönig!" Sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock aus der Hand und schlugen ihn damit auf den Kopf und ins Gesicht.

Dann ging Pilatus noch einmal zu den Juden hinaus und sagte: "Seht her, ich bringe ihn jetzt zu euch, denn ihr sollt wissen, dass ich keine Schuld an ihm finde." Als Jesus herauskam, trug er die Dornenkrone und das Purpurgewand. "Da, seht den Menschen", sagte Pilatus zu ihnen. Als die Hohen Priester und ihre Leute Jesus erblickten, schrien sie: "Kreuzigen! Kreuzigen!" - "Nehmt ihn doch selbst und kreuzigt ihn!", rief Pilatus. "Ich jedenfalls finde keine Schuld an ihm!" - "Nach unserem Gesetz muss er sterben", hielten ihm die Juden entgegen, "denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht."

Als Pilatus das hörte, geriet er erst recht in Panik. Er ging ins Prätorium zurück und fragte Jesus: "Woher kommst du?" Aber Jesus gab ihm keine Antwort. "Willst du denn nicht mit mir reden?", sagte Pilatus zu ihm. "Weißt du nicht, dass ich die Macht habe, dich freizulassen? Ich kann dich aber auch ans Kreuz bringen!" - "Du hättest keine Macht über mich", erwiderte Jesus, "wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Deshalb hat der, der mich dir ausgeliefert hat, größere Schuld."

Daraufhin versuchte Pilatus noch einmal, ihn freizulassen. Doch die Juden schrien: "Wenn du den freilässt, bist du kein 'Freund des Kaisers'(b)! Wer sich als König ausgibt, stellt sich gegen den Kaiser!"

(b) Das war ein Ehrentitel, dessen Aberkennung schlimme Folgen haben konnte.

Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus auf den Platz hinausführen, den man "Steinpflaster" nannte, auf Hebräisch: "Gabbata". Dort setzte er sich auf den Richterstuhl. Das war am Freitag der Passawoche gegen zwölf Uhr mittags. Pilatus sagte zu den Juden: "Da, seht euren König!" - "Weg mit ihm, weg!", schrien sie. "Ans Kreuz mit ihm!" - "Euren König soll ich kreuzigen lassen?", rief Pilatus. Die Hohen Priester entgegneten: "Wir haben keinen König außer dem Kaiser."

Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ seine Frau ihm ausrichten: "Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig! Seinetwegen hatte ich heute Nacht einen schlimmen Traum."

Doch die Hohen Priester hetzten die Menge auf, die Freilassung von Barabbas zu fordern. Sie setzten ihm mit lautem Geschrei zu und forderten mit aller Macht, dass Jesus gekreuzigt würde. Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte und der Tumult immer schlimmer wurde, ließ er sich Wasser bringen. Vor den Augen der Menge wusch er sich die Hände und sagte: "Ich bin schuldlos am Tod dieses Mannes! Das müsst ihr verantworten!" Da schrie das ganze Volk: "Die Schuld an seinem Tod soll auf uns und unsere Kinder fallen!"

Schließlich beugte sich Pilatus der schreienden Menge und entschied, dass ihre Forderung erfüllt werde. Er befahl, Jesus zu kreuzigen. Den Mann, der wegen Aufruhr und Mord im Gefängnis saß, ließ er auf ihr Verlangen hin frei; Jesus dagegen opferte er ihrem Willen. Die Soldaten nahmen Jesus den Umhang wieder ab, zogen ihm seine eigenen Gewänder an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen.

Gekreuzigt
Matthäus 27,32-44; Markus 15,21-32; Lukas 23,26-43; Johannes 19,17-27

So wurde Jesus abgeführt. Er trug sein Kreuz selbst aus der Stadt hinaus. Unterwegs begegnete ihnen ein Mann, der gerade vom Feld kam. Es war Simon aus Zyrene, der Vater von Alexander und Rufus. Die Soldaten packten ihn und luden ihm das Kreuz auf. Er musste es hinter Jesus hertragen.

Eine große Menschenmenge folgte Jesus, darunter viele Frauen, die laut klagten und jammerten. Jesus drehte sich zu ihnen um und sagte: "Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich! Weint über euch selbst und über eure Kinder! Denn es kommt die Zeit, da wird man sagen: 'Wie gut sind die Frauen dran, die keine Kinder bekommen konnten, die nie ein Kind geboren und gestillt haben!' Dann wird man zu den Bergen sagen: 'Fallt auf uns herab!', und zu den Hügeln: 'Begrabt uns unter euch!' Denn wenn dies hier dem lebendigen Baum geschieht, wie wird es dann erst dem verdorrten ergehen?"

Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt.

So brachten sie ihn bis zu der Stelle, die Golgota heißt, das bedeutet "Schädelplatz". Dann wollten sie ihm Wein zu trinken geben, der mit Myrrhe(a) vermischt und bitter wie Galle(b) war. Als er gekostet hatte, wollte er aber nicht davon trinken.

(a) Wohlriechendes Harz, hier als Bitterstoff verwendet.
(b) Offenbar war das als zusätzliche Quälerei gedacht. Manche denken auch an ein Betäubungsmittel. Es ist außerdem eine Anspielung auf Psalm 69,22.

So nagelten sie ihn und die beiden Verbrecher ans Kreuz, den einen rechts und den anderen links von ihm. Jesus hing in der Mitte. Es war neun Uhr morgens, als sie ihn kreuzigten. Jesus sagte: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"

Dabei teilten die vier Soldaten, die Jesus gekreuzigt hatten, seine Kleider unter sich auf. Auch sein Untergewand nahmen sie an sich. Es war von oben bis unten durchgehend gewebt, ohne Naht. "Das zerreißen wir nicht", sagten sie zueinander, "soll das Los entscheiden, wer es bekommt!" Damit erfüllte sich, was die Schrift vorausgesagt hatte: "Sie haben meine Kleider unter sich verteilt und über mein Gewand das Los geworfen."(c) Und genau das hatten die Soldaten getan. Dann setzten sie sich hin und bewachten ihn. Das Volk stand da und sah zu.

(c) Psalm 22,19

Pilatus hatte über dem Kopf von Jesus ein Schild an das Kreuz nageln lassen, auf dem der Grund für seine Hinrichtung stand: "Jesus von Nazaret, König der Juden". Dieses Schild wurde von vielen Juden gelesen, denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war ganz in der Nähe der Stadt und der Text war auf Hebräisch, Lateinisch und Griechisch abgefasst. Die Hohen Priester erhoben Einspruch bei Pilatus. "Nicht 'König der Juden' muss da stehen", sagten sie, "sondern: 'Er behauptete, König der Juden zu sein.'" Doch Pilatus erwiderte: "Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben."

Die Leute, die vorbeikamen, schüttelten den Kopf und riefen höhnisch: "Du wolltest ja den Tempel abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen! Rette dich doch selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, steig vom Kreuz herab!"

Auch die Hohen Priester, die Gesetzeslehrer und die Ratsältesten machten sich über ihn lustig. "Andere hat er gerettet", riefen sie, "sich selbst kann er nicht retten! Anderen hat er geholfen, jetzt soll er sich selbst helfen, wenn er wirklich der Auserwählte ist, der von Gott gesandte Messias! Er ist ja der König von Israel. Soll er doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben! Er hat auf Gott vertraut, soll der ihm jetzt helfen, wenn er wirklich Freude an ihm hat. Er hat ja gesagt: 'Ich bin Gottes Sohn.'"

Auch die Soldaten verspotteten ihn. Sie brachten ihm sauren Wein und sagten: "Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst!" Genauso beschimpften ihn die Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt waren. Einer der beiden höhnte: "Bist du nun der Messias oder nicht? Dann hilf dir selbst und uns auch!" Doch der andere fuhr ihn an: "Nimmst du Gott immer noch nicht ernst? Du bist doch genauso zum Tod verurteilt wie er, aber du bist es mit Recht! Wir beide bekommen den Lohn für das, was wir getan haben, aber der da hat nichts Unrechtes getan." Dann sagte er: "Jesus, denk an mich, wenn du deine Herrschaft antrittst!" Jesus erwiderte ihm: "Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein."

In der Nähe des Kreuzes, an dem Jesus hing, standen seine Mutter Maria und ihre Schwester. Außerdem Maria, die Frau des Klopas und Maria aus Magdala. Als Jesus seine Mutter neben dem Jünger stehen sah, den er besonders liebte, sagte er zu ihr: "Das ist jetzt dein Sohn!" Und zu dem Jünger sagte er: "Das ist nun deine Mutter!" Der Jünger nahm sie zu sich und sorgte von da an für sie.

Tod
Matthäus 27,45-56; Markus 15,33-41; Lukas 23,44-49; Johannes 19,28-37

Um zwölf Uhr mittags wurde der Himmel über dem ganzen Land plötzlich finster. Das dauerte drei Stunden. Dann, gegen drei Uhr, schrie Jesus laut: "Eli, Eli(a) lema sabachthani?" Das heißt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Einige der Herumstehenden hörten das und sagten: "Seht, er ruft Elija!"

(a) Matthäus hat hier den hebräischen Wortlaut aufbewahrt. Markus gibt alle Worte aus Psalm 22,2 auf aramäisch wieder Eloi, wie auch lema sabachthani.

Weil Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er: "Ich habe Durst!" Denn er wollte auch in diesem Punkt die Voraussagen der Schrift erfüllen. Da tauchten die Soldaten einen Schwamm in das Gefäß mit Weinessig(b), das dort stand, steckten ihn auf einen Ysopstängel(c) und hielten ihn Jesus an den Mund. "Wartet!", riefen die anderen, "wir wollen doch sehen, ob Elija kommt, um ihn zu retten." Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sagte er: "Es ist vollbracht!" Er stieß einen lauten Schrei aus und rief: "Vater, in deine Hände gebe ich meinen Geist." Dann ließ er den Kopf sinken und starb.

(b) Oder: sauerer Wein, ein beliebter Durstlöscher bei Soldaten.
(c) Ysop, ein Busch mit stark riechenden Blättern, der bei Reinigungsopfern zum Besprengen verwendet wurde. Seine Stängel werden bis zu 80 Zentimeter lang.

In diesem Augenblick riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde fing an zu beben, Felsen zerrissen und Grüfte öffneten sich. Viele verstorbene Heilige wurden auferweckt. Nach der Auferstehung von Jesus kamen sie aus ihren Grüften, gingen in die Heilige Stadt und erschienen vielen Menschen.

Als der Hauptmann ihn so sterben sah, gab er Gott die Ehre und sagte: "Dieser Mann war wirklich ein Gerechter!" - "Ja, dieser Mann war wirklich Gottes Sohn", sagten auch die Soldaten, die mit ihm Jesus bewachten, denn sie waren sehr erschrocken, als sie das Erdbeben erlebten und die anderen Dinge wahrnahmen.

Und die vielen Leute, die zu dem Schauspiel der Kreuzigung gekommen waren und alles miterlebt hatten, schlugen sich an die Brust und kehrten voller Reue in die Stadt zurück.

Aber alle, die mit Jesus bekannt gewesen waren, standen weitab und hatten alles mit angesehen. Unter ihnen waren Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, sowie die Mutter der Zebedäussöhne - Frauen, die ihm seit der Zeit seines Wirkens in Galiläa gefolgt waren und gedient hatten. Und noch viele andere standen dabei, die alle mit Jesus nach Jerusalem hinaufgezogen waren.

Es war der Tag vor dem Sabbat, der diesmal aber ein hoher Festtag sein würde. Deshalb baten die führenden Juden Pilatus, dass den Gekreuzigten die Beine gebrochen(a) würden. Man wollte sie vom Kreuz abnehmen lassen, damit sie nicht den Sabbat über dort hängen blieben(b). Die Soldaten gingen nun zunächst zu dem einen, der mit Jesus gekreuzigt war und brachen ihm die Beine und dann zu dem anderen. Als sie an Jesus vorbeikamen, merkten sie, dass er schon gestorben war. Deshalb brachen sie ihm die Beine nicht. Einer von den Soldaten stach ihm allerdings mit dem Speer in die Seite. Da kam Blut und Wasser heraus.

(a) Manchmal brach man ihnen die Beine, indem man sie mit Keulen zerschlug. Denn dann konnten sich die Gekreuzigten beim Atmen nicht mehr abstützen und starben schnell.
(b) Sie hätten das Land nach 5. Mose 21,23 kultisch verunreinigt.

Dieser Bericht stammt von einem Augenzeugen. Was er sagt, ist zuverlässig, und er weiß, dass es wahr ist. Er bezeugt es, damit auch ihr zum Glauben findet. Denn das alles geschah, damit die Voraussagen der Schrift erfüllt würden: "Es wird ihm kein Knochen gebrochen werden."(c) Und an einer anderen Stelle: "Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben."(d)

(c) 2. Mose 12,46; 4. Mose 9,12; Psalm 34,21
(d) Sacharja 12,10

Im Grab
Matthäus 27,57-61; Markus 15,42-47; Lukas 23,50-56; Johannes 19,38-42

Es wurde nun schon Abend und es war Rüsttag, der Tag vor dem Sabbat. Da wagte es Josef aus der Stadt Arimathäa(e) in Juda zu Pilatus zu gehen und ihn um den Leichnam von Jesus zu bitten. Er war ein reicher Mann von edler und gerechter Gesinnung, ein angesehenes Mitglied des Hohen Rates und einer von denen, die auf das Kommen des Reiches Gottes warteten. Er hatte den Beschlüssen und dem Vorgehen der anderen Ratsmitglieder nicht zugestimmt, denn er war auch ein Jünger von Jesus - allerdings nur heimlich, weil er sich vor den führenden Juden fürchtete.

(e) Der Ort ist vermutlich mit Ramathajim Zophim identisch, dem Geburtsort Samuels (1. Samuel 1,1) und liegt 15 km nordöstlich von Lydda.

Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam von Jesus. Pilatus war erstaunt zu hören, dass Jesus schon tot sein solle. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn ob Jesus wirklich schon gestorben sei. Als der das bestätigte, überließ er Josef den Leib. Josef kaufte ein Leinentuch, ging damit zum Hinrichtungsplatz, nahm den Leichnam von Jesus ab und wickelte ihn in das Tuch ein.

Auch Nikodemus, der Jesus einmal in der Nacht aufgesucht hatte, kam dazu. Er brachte eine Mischung von Myrrhe(f) und Aloë(g) mit, ungefähr 33 Kilogramm(h). Sie wickelten den Leib unter Beigabe der wohlriechenden Öle in Leinenbinden, wie es der jüdischen Begräbnissitte entsprach.

(f) Öl aus wohlriechendem Harz arabisch-afrikanischer Herkunft.
(g) Öl aus dem Harz eines Baumes, der in Indien wuchs.
(h) Wörtlich: hundert Pfund. Das war eine ungeheure Menge und erinnert an das Begräbnis von Königen (siehe 2. Chronik 16,14).

Der Ort der Kreuzigung lag in der Nähe eines Gartens. Dort befand sich eine neu aus dem Felsen ausgehauene Grabhöhle, in der noch niemand gelegen hatte. In dieses Grab legten sie Jesus, weil es ganz in der Nähe war, und er dort noch vor dem Ende des Sabbat-Vorbereitungstages begraben werden konnte. Bevor sie gingen, wälzten sie den Rollstein vor den Eingang.

Die Frauen aus Galiläa waren Josef gefolgt. Sie sahen die Grabhöhle und schauten zu, wie der Leichnam von Jesus hineingelegt wurde. Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Joses, waren dabei. Sie hatten sich dem Grab gegenüber hingesetzt.

Nachdem sie in die Stadt zurückgekehrt waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben zu. Doch den Sabbat verbrachten sie in Ruhe, wie es das Gesetz vorschreibt.

Am Sabbat
Matthäus 27,62-66

Am nächsten Tag - es war der Sabbat - kamen die Hohen Priester und Pharisäer bei Pilatus zusammen. "Herr", sagten sie, "uns ist eingefallen, dass dieser Verführer, als er noch lebte, behauptet hat: 'Nach drei Tagen werde ich wieder auferstehen.' Gib deshalb bitte den Befehl, dass die Gruft bis zum dritten Tag bewacht wird! Sonst könnten seine Jünger kommen und ihn stehlen und dann dem Volk gegenüber behaupten, er sei von den Toten auferstanden. Die zweite Verführung wäre dann noch schlimmer als die erste." - "Ihr sollt eure Wache haben", erwiderte Pilatus. "Geht und sichert die Gruft so gut ihr könnt!" So zogen sie los, versiegelten den Rollstein am Eingang und sicherten das Grab mit der Wache.

Der geliebte Tote
Markus 16,1; Lukas 23,56

Nachdem sie in die Stadt zurückgekehrt waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben zu. Doch den Sabbat verbrachten sie in Ruhe, wie es das Gesetz vorschreibt. Am nächsten Abend, als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Salome und Maria, die Mutter von Jakobus, weitere wohlriechende Öle, um zum Grab zu gehen und den Leichnam von Jesus zu salben.